Braucht es Streitkultur?

Wann haben wir Deutsche
das Streiten verlernt?
Unter Hitler?
Oder leiden wir an
einem Gendefekt,
wie es sich bei
der Lektüre des
Romans „Der Untertan“
von Heinrich Mann
aufdrängt?
Das Streiten hat
zwei Seiten.
Die eine ist
die Kunst des Streitens,
die andere
die Bereitschaft dazu.
Was die Kunst betrifft,
da lässt sich am
Schreibtisch locker
ein Regelbüchlein
über faires Streiten
erstellen.
Wunderbare Bedingungen.
Die das Leben
nicht bietet.
Der faire Streit
entgleist
dort schnell unter
Wut, Zorn
und Rachegeist.
Warum schreibt
man den Engländern
Fairness zu?
Sie haben
Debattenclubs,
eine starke
Bewegung, die
das Streiten übt.
Dort lernen
die Teilnehmer
offensichtlich auch,
ihre Emotionen
zu zügeln.
Was zum Teufel
ist dann derzeit
in die Engländer
gefahren?
Ist das noch fair,
was dort abgeht?
Nun, der Streit
ist der Motor der
menschlichen und
gesellschaftlichen
Entwicklung.
Wenn die Engländer
im Moment
gerade ihre
sprichwörtliche
Fairness
vermissen lassen
und der Streit
auf der Insel
eskaliert, dann
heißt das nur.
Die nächste Stufe
der Entwicklung
steht bevor.

 

22 Gedanken zu “Braucht es Streitkultur?

  1. Karlheinz sagt:

    Sorry – die Diskutierer sind gerade dabei die Demokratie zu zerstören. Mit Unterstützung des Kreml und mit Diffamierung.
    Das ist weder meine Kultur, Niveau noch Philosophie.
    Ich steige aus.

    1. kuhn hans-peter sagt:

      Diskussionen sind eine Konsequenz des Rechts auf freie Meinungsäusserung. Sie sind das Lebenselexier der Demokratie.
      Frieden mit Friedhofsstille ist ein Merkmal der Diktatur.

      Hier steh ich nun und kann nicht anders…

    1. hans-peter kuhn sagt:

      Wer die gegenteilige Meinung sucht, riskiert nicht viel.
      Entweder wird er eines besseren überzeugt oder findet gute Gegenargumente.
      Das nennt man “win-win situation”.

  2. Karlheinz sagt:

    Danke Monica, so argumentiert, würde ich sogar einen UNESCO Antrag auf Streitkulturerbe mitunterschreiben, nicht aber für die “Kultur” der Streithammel.

    1. Detlev Six sagt:

      Ein chinesischer Weiser sagt zu einem westlichen Moralisten:
      “Lao Tse sagt, der gute Mensch streitet nicht.”
      Der westliche Moralist widerspricht. Bald streiten die beiden – und der chinesische Weise sagt irgendwann:
      “Ich widerspreche mir nicht. Es ist nur so, dass ich in diesem Moment lieber streiten möchte, als gut zu sein.”

  3. Monica sagt:

    STREIT IST BESSER ALS SEIN RUF
    Fürchtet euch nicht, streitet mal wieder. Oder auch nicht.
    Streit muß ja nicht, aber kann … Wege weisen, Ideen befeuern … Standpunkte klären.
    Reibung erzeugt Wärme. Wenn überhitzt, dann brandgefährlich. Eher entbehrlich! Streit kann Rot sehen, sich in Schwarz-Weißen Endlosschleifen erschöpfen, kennt das Grau eines (faulen) Kompromisses. Streit kann bunt und lebendig sein. Ein schillerndes Wesen. Launisch, unvorhersehbar. Doch auch kreativ.
    Streit verbindet oder entzweit. Doch willst Du streiten, dann bitte „gescheit“.
    Kühle Vernunft, ganz ohne Emotion? Selten. Oft Illusion. Zumal, wenn es um etwas geht und ich für etwas steh. Hat ja schon Kant erkannt- und der muß es doch wissen?!
    Gab es je Wandel ohne Streit? Wär je die Herrschaft des Adels gebrochen und Berlin von der Mauer befreit?
    Hat Streit mehr Frieden oder mehr Kriege gestiftet? Da ließe es sich trefflich streiten.
    Argue heißt im Englischen Streit- da ist auch das Argument nicht weit. Nicht immer nur das Beste, wie wir jetzt wissen. Wo Streit findet nur noch den e i n e n Exit, droht Brexit.
    Streit kann Wege bereiten, sogar auch mal Frieden, doch kann der auch stiften gehen im Streit.
    Wo der blind macht, nicht hinschaut, das DU aus den Augen verliert und die andere Sicht, da kann er in die Hose gehen oder zu Schlimmerem führen.
    Streit in der Liebe – eine eigene Geschichte- oder vielmehr ein Roman? Was meist beginnt „wie vom Blitz getroffen“, ist in manch Dauer-Gewitter schon abgesoffen. Manche streiten auch nur
    für die Versöhnung, das sollte werden keine Gewöhnung.
    Gibt es den guten Streit? Braucht´s Regeln oder einfach Respekt? Zu viel der Regeln eher suspekt.
    Zu wohltemperiert wird erst gar keiner draus. Streiten will gelernt sein, braucht Übung, ist hohe
    Kunst. Kann Fragen vertragen statt nur Argumente in Endlosschleife. Gut Streiten braucht Reife.
    Und so reifen wir dahin Woche für Woche – mal mit mal ohne Streit: Alles zu seiner Zeit.

  4. hans-peter kuhn sagt:

    Die Philosophie kennt das Streitgespräch, ein intellektuelles match bei dem es ausschliesslich um ein Streitobjekt (z.B. über eine Idee oder ein Ziel) geht.
    Das Spielgerät in diesem match sind Argumente, der Ausdruck von Emotionen führt zu einer gelben Karte.
    Die persönliche Beziehung der Kontrahenten war vor dem Gespräch in Takt und bleibt es auch danach.
    Streitgespräche schaffen klare Verhältnisse zwischen Ideen.
    Friede, Freude, Eierkuchen gebiert Kompromisse, die allerseits nur Unzufriedenheit schüren. Die KULTUR des Streites schafft klare Verhältnisse!

    1. Ekkehard sagt:

      Hallo Karlheinz,
      Streit zwischen Menschen wird es immer geben. Das muss doch nicht schlecht sein. Nur wenn er ausartet, wird er schlimm. Das verhindert ein Mindestmaß an Streitkultur.
      Gruß Ekkehard

      1. Karlheinz sagt:

        Ich habe Streit nicht bewertet, sondern infrage gestellt.
        Meine einfache Logik lautet: Wenn Menschen weniger streiten, gäbe es weniger Streit.

  5. Karlheinz sagt:

    Wie verrückt ist unsere Welt geworden, dass wir Streiten kultivieren wollen?
    Reicht es uns noch nicht? Hungern wir nach Streit?
    Seit 77 Jahren keinen Krieg mehr gehabt?
    Sind unsere Anwälte unterbeschäftigt?
    Arbeitsbeschaffung für Gerichte?
    Bürgergeld für Juristen?
    Streit mit den Nachbarn?
    Brauchen wir Ablenkung?
    Wie wäre es mit einer Revolution?
    Panem et circenses?
    Reichen die Krimis im Fernsehen nicht? Brauchen wir eine Kultur wie im englischen Unterhaus?
    Philosophie als Lernfach?
    Geht es uns vielleicht zu gut?

    Leider habe ich dazu nur Fragen und keinen philosophischen Beitrag.

  6. Do Pfrogner sagt:

    Das Streiten

    Wie, sag mir, ist das Streiten
    vom Tode her gesehn?
    Es reu’n mich alle Zeiten,
    in denen dies geschehn.

    Es waren tobend Kriege
    des Ego-Ichs: Mein Wille!
    Und niemals gab es Siege.
    Danach: nur Todesstille.

    Es reut mich jede Stunde,
    in denen wir geschrien.
    Spräch gern aus totem Munde:
    Mein Gott, ich liebe ihn.

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