Gibt es einen Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit?

Lyrik oder Prosa?
Was eignet sich besser
zum Philosophieren?

Hier ein Plädoyer
für die Lyrik,
anhand eines Gedichts
von Gottfried Benn.

„Was schlimm ist“

eingeladen sein/
wenn zu Hause die Räume stiller/
der Café besser/
und keine Unterhaltung nötig ist.

Keine schlechte Beschreibung
für das ALLEINSEIN, oder?

Was ist dann EINSAMKEIT?

Nicht so schwer, oder?

 

11 Gedanken zu “Gibt es einen Unterschied zwischen Alleinsein und Einsamkeit?

  1. Karin sagt:

    Einsam oder Alleinsein ist kein großer Unterschied. Man kann einsam sein, ohne allein zu sein und allein sein, ohne einsam zu sein. Allein ohne menschliche Kontakte, selbstgewählt in einer einsamen abgelegenen Hütte z.B. oder ungewollt zwischen vielen Menschen. Es kommt immer auf meine eigene Interpretation an, wie ich das sehe oder mich fühle. Ungewollte Einsamkeit ist schlimm und tut weh, bewußt herbeigeführte dagegen braucht der Mensch, um zu sich selbst zu finden, kreativ zu sein oder sich einfach nur zu spüren.
    Alleinsein kann selbstgewählte Einsamkeit und einsam selbstgewähltes Alleinsein sein. Wenn ich so nachdenke, wußte ich es vorher ganz genau. Einsam ist schrecklich, alleinsein muß man ab und zu und ist wichtig. Aber wie schon oben beschrieben, kann das Ganze auch sehr puzzlemäßig mal das und mal dies sein.

  2. Dr. Ralph P. Crimmann sagt:

    Die Einsamkeit annehmen! Nicht flüchten, sondern dem Nichts standhalten. So Heideggers Vorschlag in “Sein und Zeit”.

      1. Detlev Six sagt:

        Wenn ich Alleinsein und Einsamkeit als WeißSchwarzZustand begreife, dann wäre Alleinsein gewollt und Einsamkeit ungewollt oder noch härter, selbstbestimmt zu fremdbestimmt. Wenn ich den Vorschlag von Heidegger (den Ralph erwähnt) richtig verstehe, dann sieht er diesen Zustand nicht als fest und gegeben an, sondern als fliessend und damit überwindbar. Das passt zu seinem Hauptwerk “Sein und Zeit””.

        1. Karlheinz sagt:

          Da man Menschen als entscheidungsfähige Wesen einstuft, wäre auch Einsamkeit selbstbestimmt und nicht konträr.
          Es ist wohl ähnlich wie Selbsterkenntnis. Wir können selbst entscheiden, ob wir uns einsam fühlen oder die Meinung Heideggers übernehmen.

  3. Karlheinz sagt:

    Einsam wird man, wenn man sich nicht mehr zur Gemeinschaft zugehörig fühlt. Wenn man sich nicht mehr als Mensch geachtet, gewürdigt, geliebt und geschätzt fühlt. Wenn man zum Objekt wird, zum Werkzeug. Wenn man sich benutzt oder ausgenutzt fühlt. Dieser Zustand macht krankt. Wichtigste Voraussetzung, Mitglied einer Gemeinschaft zu sein, ist unser Wollen.
    Ersatzlösungen, wie Anschaffung von Haustieren, helfen nur bedingt. Alkohol, Süßigkeiten oder materielle Selbstbelohnung, nur kurzfristig – als Betäubungsmittel – so wie passive Teilnahme an Veranstaltungen oder Fernsehen, beziehungsweise Lyrik oder Prosa.
    Da wird guter Rat teuer, denn Krankenkassen haben keine Mittel gegen die Einsamkeit und Therapeuten sind überfordert mit der Häufigkeit dieses Gefühls.
    Was könnte helfen, den ursprünglichen Zustand (soziales Wesen) wieder herzustellen?
    Ein Blick in den Spiegel zeigt, wie du auf andere Menschen wirkst. Das zu ändern, wäre der erste Schritt. Der zweite braucht schon mehr Mut – nämlich auf andere zuzugehen, sie anzusprechen, anzulächeln, einzuladen. Lass dich nicht enttäuschen, wenn es nicht bei allen klappt. Es hilft dir sicher die Spreu vom Weizen zu trennen. Die, die übrig bleiben, schätzen dich und das sind auch die echten Freunde, die dir helfen, nicht mehr einsam zu sein.
    Ich benutze das Alleinsein als schöpferische Pause sowohl gegen Einsamkeit, als auch für Geselligkeit.

    1. hans-peter kuhn sagt:

      Der Blick in den Spiegel zeigt mir nur, wie ich auf mich wirke.
      Ich habe viele Kumpels, Freunde, Freundinnen und sehr gute, sogar beste Freunde. Ich und andere sehen mich eher als das Gegenteil von Trauerkloss, Miessmacher oder Bremser. Ich werde oft eingeladen und lade oft ein. Berührungsängste gegenüber Fremden habe ich auch nicht.
      Klingt irgendwie beneidenswert.
      Aber wenn ich abends allein bei mir herumhänge, fällt die Einsamkeit über mich her.
      Ich muss dann da durch und zwar ohne “mother’s little helper”.

      Gelobt sei, was hart macht?!

      Danke für Deine Unterstützung.

  4. hans-peter kuhn sagt:

    Der Mensch ist ein Tier,
    Ein soziales Tier!
    Geteilte Freude
    Ist doppelte Freude.
    Geteiltes Leid ist halbes Leid.

    Durch das Leben mit Anderen,
    Entsteht der Wunsch nach Alleinsein.
    Mach mal Pause, sei allein!

    Einsamkeit ist der ungebetene Gast,
    Beim Alleinsein.
    Einsamkeit ist nagender Zweifel,
    An sich und der Welt.
    An der Existenz!
    Soziale Wesen existieren nur durch Andere
    Und für Andere!

    Gelobt sei der,
    Der mir sagt, wie ich den ungebetenen Gast endlich loswerde!

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