Haben oder Sein, was ist hier die Frage?

Mein Haus!
Mein Auto!
Meine Frau!
Meine Frau?
Mein ist ein
besitzanzeigendes
Fürwort und
drückt aus,
(zu) wem eine
Person oder
eine Sache gehört.
Natürlich
gehört niemand
die Frau
oder der Mann.
Aber Sprache ist
verräterisch
und sie verführt
dazu, Tatsachen
zu schaffen,
die keine
Tatsachen sind.
Die Existenzweise
des Habens als
gesellschaftliches
Leitprinzip
ist so
allgegenwärtig,
dass darin
sogar Lebewesen
verdinglicht und
zu Besitz werden.
Eigentlich
bräuchten
wir beides
ausgewogen,
Haben und Sein,
um Habsucht
und Habgier
entgegenzuwirken.
Aber Haben ist
so viel einfacher
zu begreifen
(im wahrsten
Sinne des Wortes)
als das Sein.
Es lässt sich
messen und
anfassen,
ein großer
Besitzstand
erringt
leichter
Anerkennung
als ein
großer Gedanke.
Was sagt die
Seins-Philosophie
dazu, die
Erfinderin
des Seins?
Seit
Jahrtausenden
träumt sie
von einem
universalen und
überzeitlichem
Menschenbild,
dem reinen Sein
gewidmet, und
staubt dabei
fern vom Leben,
im metaphysischen
Hinterstübchen,
still vor sich hin.

 

4 Gedanken zu “Haben oder Sein, was ist hier die Frage?

  1. Ekkehard sagt:

    Haben und Sein: Ich fand unsere Stammtischdiskussion spannend, wenn auch ein Problem darin steckte. Der Duden beschreibt die unterschiedlichen Anwendungen beider Wörter in maximal zwei Zeilen, die jeder sofort versteht. Erich Fromm wählt sie als Überschrift für sein Buch, bei dem es auf den Inhalt ankommt, nicht aber auf den Titel, Ich vermute, seine Anhänger hat der Inhalt überzeugt, nicht die Überschrift.
    Der Teilnehmerkreis, letzten Mittwoch, war zumindest teilweise, wozu ich mich auch zähle, nicht auf Erich Fromm eingestellt und insoweit etwas unvorbereitet. Aber jederfrau/mann hat eigene Gedanken mitgebracht, die doch interessant waren. So kann man gut streiten und braucht auch keine Lösung.
    Übrigens: Wenn ich auf Wikipedia nachlese, was wohl Erich Fromm ausgesagt hat, finde ich manche Ähnlichkeiten zu den vorgebrachten Überlegungen in der Diskussion.

  2. Monica Lieschke sagt:

    Haben oder sein? Was war die Frage?
    An dem kleinen „oder“ störten sich gar viele an unserer Mittwochs-Tafel, wo alle Sinn für die Restwoche einpacken dürfen. Der muß allerdings erst selbst geliefert werden. Von Waage und Ausgewogenheit war die Rede.
    Von kommunizierenden Röhren: Ohne Haben kein Sein, ohne Sein kein Haben? Geschenkt!
    Zuspitzung zwingt mehr zu Stellungnahme als Relation. Wußte auch Fromm. Zu vermuten bleibt:
    Er, Erich, (Er & ich) meinte mit seiner Frage wohl die p r i m ä r e Ausrichtung und Orientierung des Lebens, der Lebensziele und -Stile … mein Haus, mein Boot, meine Frau, meine Kinder, mein Job … oder vielmehr Sinn, Glück, unser Wohlergehen, Gemeinschaft, mehr Wir als Ich…
    Wobei man in jüngerer Zeit den Eindruck gewinnen konnte, dass auch das Sein sich lernen, erwerben ließe und zu „haben“ ist.
    Man kann „shoppen“ und wählen aus einem überreichen Angebot: Achtsamkeit und Co sollen die Waage wieder mehr zum Sein neigen, wo die Habens-Waagschale schon mit dem A… auf Grund sitzt.
    Ist die Frage Luxus? Antworten finden sich bei Maslow und seiner Pyramide ebenso wie bei Bewohner*innen der polynesichen Inseln, die bescheiden leben, sich bescheiden, genügend haben und sich genügen- ganz ohne das Wort „Verzicht“. Wahrscheinlich gibt es das auf tahitanisch gar nicht. Doch es gibt keine Inseln der Glückseligkeit:
    Die wenigen Städte auf den entlegenen Inseln, orientieren sich auch sichtbar immer mehr an westlichen Gütern und Werten und dem „Haben wollen“.
    Bei der Frage nicht die Armut von Millionen (und wahrscheinlich der Mehrheit) der Menschen im Auge zu haben, sondern auf uns Wohlstandsverwöhnte zu blicken, scheint mir nur legitim und auch zielführender. Hat der Vergleich mit anderen noch selten die Gier in unseren Breiten gezügelt. Ebensowenig, wie ein neuer Wohlstandsbegriff uns weiterbringt, so lange er nicht erfahrbar wird.
    Wandel geschieht druch Bewusstsein und vielleicht mehr noch: Ein Durchrütteln und -Schütteln in Grenzerfahrungen persönlicher Krisen wie Krankheit, Scheidung, Arbeitslosigkeit und anderen Verlusten und solchen globaler Dimension (Naturkatastrophen, Klimawandel, Migration und Verlusten wie Artenvielfalt, Ernährungssicherheit), die allmählich oder „eruptiv“ die Fragen an die Oberfläche spülen:
    Was ist mir/ was ist uns wichtig? Was brauche ich/Was brauchen wir? Wonach strebe ich/Wonach streben wir? – Und angenommen
    „Mein Haus, mein Boot, mein Job…“ würde niemand interessieren?
    Entsprechend ließe sich das berühmte Rumi-Zitat (jenseits von richtig und falsch…) – Rumi möge es mir verzeihen! -umdeuten in: „Jenseits von Haben oder Sein liegt ein Ort, dort treffen wir uns.“

  3. Karlheinz sagt:

    Zunächst konnte ich mit dem Thema wenig anfangen. Sollte es etwas mit Hamlet zu tun haben? Oder dem Kultfilm aus der Auvergne?
    Das konnte nicht sein, denn es war ja vom Haben die Rede. Nach der Einleitung wurde es klarer. Es ging wieder um Erich Fromm, der das NichtgenughabenWollen damit gemeint haben wollte.
    Ich beziehe mich in meinem Kommentar auf den Gesprächsabend, während die Saurüssel-Einleitung klarer ist.
    Man verstand wohl, dass es eine menschliche Eigenschaft sein soll, gegen die man wenig tun könne. Kaum einer dachte dabei an die Mehrheit, die nicht einmal zum Leben genug hat.
    Im Laufe des Abends wurde klarer, dass Sein und Haben zusammen gehören, denn ohne Haben kann niemand sein. Also ging es Fromm wohl um den Exzess einer Minderheit, die nie genug bekommt. Große Erleichterung – da ging es um die Anderen. Die Frage blieb, wie entsteht so etwas? Liegt das in der Natur oder bildet sich das? Mit Bildung hat Gier und Sucht wenig gemeinsam, außer dass es sich bildet. Unser Suchtexperte hatte diese Art gar nicht auf dem Bildschirm. Sie war medizinisch nicht als Krankheit definiert. Es gab nicht einmal Heilmittel, geschweige denn Therapien.
    Man war dann doch etwas beunruhigt, dass Habgier, sogar unser Leben gefährden soll. Wenn die Ressourcen dieser Welt im Besitz einer Minderheit sind, bleibt für die Mehrheit nichts übrig.
    Es verändert unsere Lebensbedingungen. Nicht nur Nahrung, sondern auch Luft, Wasser, Energie, Klima, sowie alle Lebewesen und Pflanzen. Es macht wenig Sinn, wenn man mehr hat als man braucht. Am Ende muss man es doch abgeben. Es sei denn, man hat so viel, dass man alles auf eine anonyme Stiftung überträgt. Dubai, Cayman Island, Ceylon, etc., damit es steuerfrei im Besitz der Erben bleibt. Die werden dann mit KI versuchen, das zu schaffen, wozu das menschliche Gehirn der Superreichen nicht mehr fähig war.
    Ich bin ziemlich sicher, dass die Kakerlake überlebt.

  4. hans-peter kuhn sagt:

    Wer nicht ist, kann auch nichts haben. Demnach ist das Sein eine Voraussetzung des Habens.

    Haben konkretisiert das Sein. Haben kann man Objekte, Gedanken, physikalische und charakterkiche Eigenschaften. Sind diese Indikatoren für unser Sein oder den Schein, den wir erzeugen wollen???

    That is the question!

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