Islam im historischen und zeitlichen Kontext.

von Oskar Wrage

” Geschichte ist die Lüge, auf die man sich geeinigt hat ” (Voltaire)

Die Geschichte über die Entstehung und die Entwicklung der Weltreligion Islam, mit derzeit etwa 1,8 Milliarden Menschen in die verschiedenen Glaubensrichtungen hineingeborenen, hat sicher die gleichen Schwächen wie alle anderen historischen Berichte.

” Geschichte wird immer von den Siegern geschrieben ” …

…und der Aufstieg “des” Islam zur weltweit zweitgrößten Religion, ist eine kontinuierliche Erfolgsgeschichte, die in der Vergangenheit viel zu wenig Beachtung gefunden hat und noch immer findet .

Sind es mehr die hässlichen Facetten und die Gefahren, wie das “Islambild ” im westlichen Kulturkreis wahrgenommen wird, oder zeigt es uns vorwiegend, wie die als “westliche Dekadenz ” bezeichneten Schwächen, die aus Toleranz und Liberalität resultieren, auf?

Der Vortrag und die anschließende Diskussion konnte diese Frage nicht auflösen, brachte jedoch offensichtlich die Pessimisten, aber auch die Optimisten im dialektischen Sinne einander näher .

Die 4,5 in Deutschland lebenden Muslime sind zum aller größten Teil weder heimliche Dschihadisten noch religiöse Fanatiker…

…und die anständigen und gesetzestreuen islamischen Mitbürger gehören selbstverständlich zu Deutschland.

Der Autor Oskar Wrage hat als Integrationshelfer und während seiner Polizeiarbeit persönliche Erfahrungen zum Thema gesammelt. Der Text ist eine kurze Zusammenfassung seines Vortrages bei den Saurüsselphilosophen am 7.November 2018.

 

5 Gedanken zu “Islam im historischen und zeitlichen Kontext.

  1. OSKAR WRAGE sagt:

    Hallo Hans – Peter

    Dein Beispiel mit dem Tennissport gefällt mir sehr gut !
    So ein Topspin auf die Linie gespielt, führt ganz oft zu
    Auseinandersetzungen , ganz besonders, wenn es um die so-
    genannten Big-Points geht .
    Danke für deine faire Entscheidung , mir den Punkt zuzu-
    sprechen .
    Wenn ich als Kampfsportler und Judolehrer a.D einen vol-
    len Punkt (Ippon) erzielte , dann war der Kampf vorzeitig beendet.
    …….und deshalb ist mir – die von Dir gewählte Metapher
    mit dem Tennisspiel – absolut lieber !
    Einer der Gründe ist , daß Du mich mit Deinen globalen Er-
    lebnissen sehr neugierig gemacht hast und ich darüber un-
    bedingt (viel) mehr erfahren möchte .
    Zum Ausgleich könnte dann der Reisemuffel Oskar was von den
    Nationalparks, (u.a. Bayerischer Wald und vom Neusiedler See) berichten !
    Im Ernst ……..mein Herzensanliegen ist nämlich der Natur-
    und Artenschutz ! Schwerpunkt : Bombina Variegata und Bombi-
    na – Bombina ( Gelb-und Rotbauchunken ).

    Bis zum nächsten Aufschlag güßt Dich herzlich – der Oskar .

    1. hans-peter kühn sagt:

      Grüss Gott Oskar,

      Detlev hat mir den Artikel “Ablehnung des Islams wächst: Kein Bestandteil Deutschlands!” geschickt.

      Ich möchte hier mal meinen französischen Senf (Dijon extra stark) zugeben.

      Diese unsinnige Thematik wird auch bei uns diskutiert. Moscheen und verschleierte Frauen erscheinen nicht auf unserer internen Mattscheibe wenn das Wort “Frankreich ” fällt. Da kommen eher Weingläser, bretonische Landschaften, Käse oder die Côte d’Azur ins Bild. Also kein Bestandteil! Moslems gibt es hier allerdings in Massen, seit den Fünfzigern. Also doch ein Bestandteil! Allerdings kommen wir so kaum weiter…

      Nordafrikaner und Westafrikaner gehören hier schon seit Jahrzehnten zum Strassenbild. Als ich mich 1973 hier etablierte, gehörten die Leute zum Personal meines Arbeitgebers, waren im weiteren Sinne also Kollegen und auch Mannschaftskameraden in meiner Fußballmannschaft. Der Normalverbraucher (weiss mit Baskenmütze, Gauloise im Mund und Baguette unter dem Arm) betrachtete sie nicht als Franzosen, war ihrer anonymen Menge gegenüber eher skeptisch eingestellt und empfand sie beim individuellen Kontakt als eher nette Leute.

      Also: “Die Algerier, na ja… aber der Hamed ist ein Mordskerl.”

      Auch damals schon, lebte man viel nebeneinander und nur in Ausnahmen miteinander. Gemischte Paare waren und sind immer noch abenteurerliche Ausnahmen. Die überwiegende Zahl meiner “ausländischen” Fussballfreunde waren genauso trinkfest, wie die Franzosen.

      Über Islam wurde im öffentlichen Raum und auch privat überhaupt nicht gesprochen.

      Das ist heute ganz anders, das heisst, der Islam oder die Islamdiskussion zieht jetzt eine klare Trennlinie. Das hat sich besonders im “aftermath” der Attentate in der nahen Vergangenheit gezeigt.

      Solidarisierung der moslemischen Bevölkerung mit den Franzosen, die ich stark erhoffte, ist nicht eingetreten. Hier in Le Mans waren bei den Demos um “Charlie” kaum Moslems in der Menge zu erkennen. Öffentliche Stellungnahmen von Imamen waren eher halbherzig, nie fielen starke Worte der Bekenntnis zur Solidarität.

      Für den Normalverbraucher (jetzt ohne Baskenmütze und Gauloise, aber immer noch mit Baguette) ergibt sich daraus eine Reihe von Fragezeichen, die allein von Talkshows nicht beseitigt werden können. Die Grenze zwischen nebeneinander und miteinander zieht jetzt eindeutig der Islam. Was der Islam jedoch ist, das weiss weder der mittlere Franzose mit einem Pastis in der Hand, noch der mittlere Moslem mit seinem Rosenkranz.

      Wie soll auf dieser Grundlage eine Gemeinsamkeit entstehen?

      So sieht’s hier aus!!!

      Ich grüsse Dich und alle Saurüsselphilosophen!!!

      HPK

  2. Detlev Six sagt:

    Lieber Oskar,
    es folgt der Kommentar von Hans-Peter Kühn aus Le Mans Frankreich, der unserem Stammtisch (führt selber einen philosophischen Stammtisch in Le Mans)freundschaftlich verbunden ist und auch schon mehrfach bei unserem Stammtisch dabei war. Zur Zeit kann er aus technischen Gründen kein eigenes Kommentarfeld bedienen, so dass sein Kommentar zu deiner Retro in meinem Kommentarfeld steht. Wenn du ihm antworten willst, musst du das auch über mein Kommentarfeld tun.
    Der Kommentar von Hans-Peter:
    Deine sicherlich sachgerechte und mithin etwas trockene Retro, wird durch die Nackenschläge gegen die Geschichtsschreibung etwas aufgelockert.
    Das tut gut!
    Insgesamt ist die Kultur der Muselmänner natürlich seit dem Rausschmiss aus Spanien (1492 raus aus Granada) auf einem klar absteigenden Ast. Über 800 Jahre hinweg hatte sich im Reich der Islämmer eine Hochkultur entwickelt, die Spitzenleistungen auf den Gebieten Medizin, Astronomie, Mathematik, Poesie, Literatur, Architektur ablieferte. Die haben sogar unseren Aristoteles über die Zeit gerettet und viel von ihm angenommen und übersetzt. Zum großen Erstaunen unserer mittelalterlichen Gelehrten. Religiöse Toleranz wurde groß geschrieben. In Toledo lebten Juden gemütlich neben Christen und Moslems. Als die Stadt dann etwa um 1085 von den Katholiken besetzt wurde, wurden die Köpfe von Juden und Moslems serienweise abgehackt.
    Danach kam nur noch kultureller und wirtschaftlicher Abstieg. Die Mamelucken hoben dann irgendwann den kranken Mann am Bosporus aus der Taufe. Die Scheichs sind eine Ausnahme. Die hatten, wie man bei uns sagt, keine Ideen sondern Öl. Das heißt wirtschaftlich Top und kulturell Flop.
    Sic transit gloria mundi!!!
    Die, die jetzt bei uns sind, sind etwas komisch gestrickt, aber im Grunde genommen meist ganz nette Typen.

    1. Detlev Six sagt:

      Antwort von Oskar an Hans-Peter:
      Für diejenigen, bei denen die Mathematik erst mit der allgemeinen Relativitätstheorie beginnt, ist es möglicherweise nicht ganz leicht, eine expansive und demografische Progression von nur 56 Generationen nachzuvollziehen:
      Die im Jahr 622 n .Chr. geschätzte Zahl von 100 Gläubigen Menschen einer Wüstenreligion, die bis zum Jahr 2018 zur zweitgrößten Religion mit ungefähr 1,8 Milliarden Muslimen aufgestiegen ist, kann man dann als politische und biologische Erfolgsgeschichte leicht übersehen. Besonders dann, wenn die Bemessungsgrundlage für Erfolg auf die Anzahl der Nobelpreise, Bruttosozialprodukt , Wirtschaftswachstum , Materialschlachten mit Millionen von gefallenen Kriegern und Zivilisten der entwickelten Gesellschaften beschränkt ist .

      Es ist völlig unbestritten, dass religiöser Fundamentalismus , der die offenbarten Schriften für irrtumsfrei und ewig gültiges Wissen erklärt und gewaltsam als göttliches Gesetz gegen jegliche Ratio durchsetzt, keine Chancen gegen säkularisierte, von der Aufklärung und der Wissenschaft dominierte Gesellschaften hat . Die hieraus resultierenden Erkenntnisse verführen leicht dazu, mit herablassender Ausdrucksweise, Satire und Karikaturen , die Rückständigkeit dieser Menschen und ihrer Art zu leben, von oben herab und selbstgefällig zu kommentieren.
      Über die kulturelle, wissenschaftliche und wirtschaftliche Erfolgsgeschichte in Al Andalus – bis zum Ende der Reconquista 1492 – habe ich in meinem Vortrag auch hingewiesen. Die Saurüsselphilosophen brachten sich mit ihrem Wissen und ihren Reiseerlebnissen ebenfalls ein.

      ………übrigens hab ich nichts gegen einen flapsigen Ausdrucksstil. Fehler macht man allerdings dann, wenn man zeitlich zu kurz denkt und dabei etwas ganz Wichtiges übersieht !

      ” ALLAH ist mit den Duldsamen ” – sagt der Koran. “Schau’n mer mal “, wie unsere immer weniger werdenden Enkel und Urenkel das erleben werden.

      1. Detlev Six sagt:

        Antwort von Hans-Peter an Oskar:
        Ich bin begeistert!!! Oskar, du bist ein hervorragender philosophischer Tennisspieler. Eine harte Vorhand auf die Grundlinie wird mühelos erlaufen, kommt präzise und platziert und mit viel Topspin zurück. Der Punkt geht an dich!
        Ende der Sechziger und Anfang der Siebziger war ich mit wenig Geld in der Türkei, im Iran, in Afghanistan, in Marokko unterwegs. Neben der orientalischen, geheimnisvollen Exotik begeisterte mich dort die immense Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Leute in den Städten und auf dem Lande. Ich fühlte mich damals dort wie Kara Ben Nemsi… unvergesslich… In den Achtzigern war ich dann geschäftlich im Irak, im Kurdistan und in Jordanien und spürte die “Verwestlichung” in der Schale, jedoch nicht im Kern. Die Geschäfte liefen gut, aber es war eigentlich unmöglich, persönliche Beziehungen zu den Partnern aufzubauen. Irgendwo zogen die Leute eine unsichtbare, nur spürbare Grenze. Die für den Aufbau nötigen, ägyptischen Fremdarbeiter wurden von den Irakern wie Vieh behandelt.
        Vor zwei Jahren reisten wir privat nach Dubai und Oman. Dubai ist ein “Wunderland” der westlichen Konsumkultur, zum Aufbau und zur Weiterentwicklung werden westliches Know How, westliche Spezialisten “en masse” eingesetzt.
        In den Pools der Luxushotels baden Inderinnen in Saris, Araberinnen in ihren Kombinationen, Europäerinnen in Bikinis. Immer nebeneinander, nie miteinander. Meinen Kommunikationsversuchen begegnen die Saudis selten mit offener Ablehnung, nie mit Zuneigung.
        Irgendwann versteht man dann die diskrete Botschaft: “Wir brauchen Euch, aber wir wollen Euch nicht!”
        Das ist wohl kaum ein Zeichen für eine zukunftsträchtige Kultur.

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