Ist Rededurchfall ansteckend?

Der Wiener Kulturkritiker
Karl Krauss hat schon
vor 100 Jahren gesagt:
Es genügt nicht, keine
eigenen Gedanken zu haben,
man muss auch unfähig
sein, sie auszudrücken.
Deshalb gibt es so viel
Geschwätz auf der Welt.
Wer wenig Gedanken hat,
braucht viele Worte.
Was dabei herauskommt,
ist Rededurchfall.
Eine Krankheit, die
sich in den letzten
Wochen vor der Wahl
rasend verbreitet hat.
Und die einzige Krankheit,
die nicht auf Krankenschein
behandelt wird.
Schade.

 

5 Gedanken zu “Ist Rededurchfall ansteckend?

  1. Do Pfrogner sagt:

    Ein wunderbares bon mot von Karl Kraus.
    Es gibt viele Gründe, Menschen ausführlich reden zu lassen, zuzuhören und natürlich auch zu stoppen. Dazu eignet sich ein indianischer Redestab. Howgh, ich habe gesprochen.

  2. Karin sagt:

    Hier kann hoffentlich jeder seinen Senf dazugeben und daher sieht meiner so aus:
    Also ich finde, dass Rededurchfall nicht ansteckend ist. Im Gegenteil. Eröffnet ein Mensch mit Rededurchfall die Runde
    bleiben den anderen ihre Wörter im Halse stecken, oder sie werden vergessen in der langen Zeit die der Kranke beansprucht. Rededurchfall tötet alle potenten Viren, die sich auf den Weg machen wollen und im schlimmsten Fall entsteht dann Redeverstopfung, welche sich allerdings frustmäßig in Durchfall verwandeln kann und andere harmlose Normalredner in Schockstarre versetzt. Wirkungsvoll ist die Methode, den Rededurchfallgegner mit kleinen Papierkügelchen zu bewerfen. Das leitet die Krankheit sofort um in empörte erstaunte Verstopfung.

  3. Ekkehard sagt:

    Der Rededurchfall ist eine schwerwiegende Krankheit, die inzwischen weit verbreitet ist. Die Übertragungswege sind bislang nicht erforscht. Es ist eine menschliche Krankheit und es steht fest, dass eine Übertragung durch Tiere nicht möglich ist.
    Die Krankheit tritt in ihrer Urform nur auf, wenn sich weitere Menschen in der Nähe befinden, die zuhören können. Die Symptome sind nicht immer sofort erkennbar, weil es durchaus auch Menschen gibt, die auch reden, obwohl sie nicht an der Krankheit leiden. Besonders ein Neuankömmling, der gerade zu einer Gruppe stößt, in der ein Kranker eben Rededurchfall hat, benötigt manchmal etwas Zeit, um die Symptome zu erkennen.
    Die Krankheit mag in einem Menschen stecken, kann aber ganz plötzlich in Erscheinung treten. Manchmal genügt eine harmlose Begrüßung, um den Ausbruch zu verursachen. Ein Ausbruch kann sehr nachhaltig sein, wobei das Wort nachhaltig, nicht positiv, im Sinne des Klimaschutzes, zu werten ist, sondern sich nur in Minuten und Stunden ausdrückt.
    Bisweilen stoßen mehrere Kranke aufeinander. Dabei handelt es sich nicht um unerwartete Ansteckungen. Es sind lediglich zusätzliche Ausbrüche.
    Die Rededurchfall-Krankheit kann wie ein Virus mutieren. In der bekanntesten Variante sind nicht mehr Mund und Kehlkopf betroffen, sondern Finger und Laptop. Beide Formen haben eine Gemeinsamkeit: Sie stützen sich auf eine beschränkte Gehirnfunktion.
    Heilverfahren sind bislang nicht entdeckt. Einschränkungen erscheinen jedoch möglich. Bei der Variante reicht es, auf Facebook und ähnliche Einrichtungen zu verzichten. Bei direkter Anwesenheit ist das schon schwieriger, weil weghören keineswegs die Durchfallgeräusche mindert. Erfahrene Teilnehmer beeinflussen den Kranken, indem sie ihm nach jedem zweiten Satz eine Frage stellen. Manche behaupten sogar, dass daraus eine Heilmethode entstehen könnte.

  4. Karlheinz Raum sagt:

    Ich eröffne die Runde mit dem neuen Sparringpartner Karl Krauss. Mal sehen, ob es mit den Methoden der Stoiker gelingt, den Redeschwall zu ertragen.
    Ich kann mir vorstellen, dass er mit Mäßigung und Gelassenheit, gestoppt werden kann. Vorausgesetzt der Redner macht mit.
    Ähnlich einem Wasserfall – man verringert den Zufluss oder man leitet ihn um.
    Da moderne Redner fast nur noch über Medien ihre Gedankenflut ausschütten, kann man mit der Fernsteuerung selbst abschalten. Bei Rednern, die live auftreten, ist das schon schwieriger. Man könnte einfach nicht zuhören oder falls keine Schalldämpfer vorhanden sind, einfach gehen. Schwerhörige könnten das Hörgerät abschalten. Sonst muss man versuchen, den Redner zu irritieren. Das gelingt entweder durch einfache Unterbrechung oder durch dumme Fragen. Behauptungen wären auch noch eine Alternative. Oder ein neues Thema anfangen. Notfalls mit meiner eigenen Strategie. Ich biete einfach eine Lösung an. Damit wäre der Gordische Knoten gelöst – ohne Schwert und die Auseinandersetzung beendet. Man könnte zum gemütlichen Teil übergehen.
    Aber das wäre ja politisch gesehen – Friede –.
    Wer will das schon ????
    Infektiös ist Rededurchfall keineswegs, eher ermüdend. Manchmal aggressiv machend. Es hängt vom Inhalt ab – nicht von der Rede.

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