Muss, wer einen Kommentar abgibt, auch zu einer Diskussion bereit sein?

Eine Straßendemo.
Ein Reporter fragt
eine Teilnehmerin,
ob sie einen Kommentar
zu ihrem Plakat
abgegeben will.
Antwort:
„Bist du ein Rationaler
oder ein Spiritueller?“
Verblüfftes Schweigen
des Reporters.
In das Schweigen hinein:
„Ich rede nur
mit Spirituellen.“
Eine wahre Begebenheit.
Nicht jeder lässt
also mit sich reden.
In der Antike
nannte man solche
Leute Idioten.
Nicht weil ihnen
mentale Defizite
unterstellt wurden,
sondern,
weil sie sich
aus jeder
öffentlich-politischen
Verpflichtung
heraushielten,
in ihrer eigenen Welt
eingekapselt hatten.
Ein Verhalten, das
wieder zunehmend
zu beobachten ist.
Bewegen wir uns von
einer Demokratie
zu einer Idiokratie?

 

6 Gedanken zu “Muss, wer einen Kommentar abgibt, auch zu einer Diskussion bereit sein?

  1. Roland Duerre sagt:

    Zur letzten Frage:
    Die Mächtigen haben verhindert, dass sich die Demokratie weiter entwickelt. So ist ein System enstanden, dass man vielleicht mit “Oligarchie der Parteien und Lobbyisten” bezeichnen kann. Ob man dieses System als “Idiotie” bezeichnen will oder kann überlasse ich dem Autor!
    Karl Jaspers hat schon vor mehr als einem Jahrhundert vor der “Oligarchie der Parteien” gewarnt. Die Bücher dazu sind immer noch sehr lesenswert. Und wie sagt der Volksmund:
    “Schlimmer geht immer”.
    Weiterentwicklungen wie “liquid democracy” (siehe https://www.youtube.com/watch?v=r0G_vuWTOUw ) dagegen wurden von den Mächtigen totgetrampelt.

    1. Detlev Six sagt:

      Wie ich gerade gesehen habe, ist der Text von Karl Jaspers zu
      “Wohin treibt die Bundesrepublik? Von der Demokratie zur Parteienoligarchie, von der Parteienoligarchie zur Diktatur.”
      frei im Netz zu finden und zwar in einem SPIEGEL-Artikel vom 18.4.1966
      (https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46266482.html)

      Die Ausführungen sind tatsächlich auch heute noch interessant, seine Begründung finde ich allerdings sehr naiv.

      Er schreibt dazu “Die Parteien informieren und unterrichten das Volk nicht und erziehen es zum Denken.”

      Ähnliches schreibt er an späterer Stelle über die Professoren (er nimmt sich da wohl aus, denn er war ja selber einer).

      In beiden Institutionen (Parteien, Universitäten) geht es um Macht und Karrieren. Bei den Parteien mehr um die politische Macht, bei den Universitäten mehr um die Macht der Deutungshoheit, an der die Karrieren hängen.

      Wo bitte sollte da die Bereitschaft herkommen, uns das Denken beizubringen?

      Sokrates ist der Einzige, den ich kenne, der das kompromisslos versucht hat und dieses mit dem Tode bezahlt hat. Zu ihm gingen allerdings auch nur Menschen, die an Erkenntnissen ohne Rücksicht auf Verluste interessiert waren. Wem in Athen auch nur ein wenig am Macht – und Karriereerhalt gelegen war, umrundete ihn weitläufig und ging gleich zum Gericht, um dort Anklage gegen ihn zu erheben.

      Wer am Erlernen von Denken interessiert ist, sollte die “Platonischen Dialoge” lesen und alle selbsternannten Gurus von ewigen und universal gültigen Lehrmeinungen meiden (das gilt auch für die Gottes-Theorie).

  2. Karlheinz Raum sagt:

    Lieber Detlev,
    gut beobachtet und beschrieben. Die wahren Gründe sind nur schwer zu erkennen, da man früher auch jeden, der anderer Meinung war, einen Idioten schimpfte. Nur man behielt es für sich. Man verschaffte sich damit eine geistige Überlegenkeit, weil man es besser wußte. Oder auch nicht oder selbst keine Antwort wußte. Mit anderen Worten, der “Idiot” hat es nie erfahren, wofür man ihn hielt. Das hat sich, vor allem durch die “sozialen” Medien geändert. Durch Veröffentlichung wurden Medien asozial. Man kann ja anonym bleiben und sich dadurch einer Beleidigung entziehen. Früher konnte man öffentlich wenigstens noch seinen Senf dazu geben. Heute muss man damit rechnen, diffamiert zu werden. Das ist moderne Piraterie durch Heckenschützen. Man kämpft gegen Windmühlen. Gab es das zu Don Quichottes Zeiten auch schon?
    Selbst im Saurüssel kann man sich als Heckenschütze über anonyme dislikes betätigen.

  3. Isabella Kast sagt:

    Ob ich zu einer Diskussion bereit bin, wenn ich einen Kommentar
    abgebe, kommt immer auf meinen Diskussionspartner an.

    Wer mich nicht mit Respekt behandelt, braucht auch nicht erwarten,
    dass ich mit ihm diskutiere!

    Außerdem, müssen tue ich gar nichts, außer sterben!

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