Warum wollen wir immer älter werden?

Wir sterben nicht.
Wir werden gestorben.
Der Tod widerfährt uns
durch ein Naturgesetz.
Das empört uns.
Wie wir als Babys
von den Eltern abhängig sind,
sind wir es als alte Menschen
wieder von etwas anderem.
Das ist für uns
schwer hinnehmbar.
In sicherem Abstand
zum Tod
schreiben wir radikale
Patientenverfügungen.
Die wir im Angesicht
des Todes am liebsten
widerrufen würden.
Deshalb wollen wir
immer älter werden.
Den Tod hinausschieben.
Um nicht mit dieser
Entscheidungssituation
zwischen
Fremdbestimmung
und
Selbstbestimmung
konfrontiert zu sein.
Und was ist mit
Menschen, die dieses
Entscheidungspatt
durch Selbsttötung auflösen?
Sie entscheiden
sich für eine wahrhaft
heroische Tat.

 

5 Gedanken zu “Warum wollen wir immer älter werden?

  1. Hans Zangl sagt:

    Lieber Karlheinz,
    bei aller Wertschätzung, aber einen Aspekt deiner Ausführungen muss ich massiv kritisieren: ” So hängt die Schönheit des Paradieses wohl nur von einem gerechten Richter ab. Die „Ungläubigen“ lehnen das ab und behaupten, dass alles Leben endlich sei”.

    In deinem Denken gibt es (noch)den Begriff Ungläubige, eine Wortwahl beginnend mit “Un”, was grundsätzlich zu negativen Bewertungen führt, wie Unmensch, Unwetter, unnütz, unwürdig, unwohl, etc. Und wenn diese Ungläubigen dann auch noch etwas behaupten, dann ……
    Der IS lies Ungläubige töten und in manchen Zeitepochen des Christentums wurde auch so gehandelt.

    In einer aufgeklärten Welt, in einer Welt, in der die Wissenschaft das Wissen über Zusammenhänge im Universum und der Entstehung des Lebens weitgehend entschlüsselt hat, sollte Menschen, deren Verhalten, Leben und Tun sich an diesem Wissen orientiert, mit Respekt begegnet werden.
    Diese, in deinem Denken ungläubigen Menschen behaupten nichts, sie orientieren ihr Denken und Handeln am vorhandenen Wissen über die Welt, sie leben in dieser Welt, gestalten sie mit, und sind glücklich oder unglücklich, je nach wie es gerade “läuft”. Man nennt diese Leute formal Atheisten. Aber auch dieser Begriff wurde bzw. wird nach Wikipedia teilweise “auch zur moralischen Diffamierung” der verwendet.

    Respektieren wir uns doch gegenseitig und verwenden wir dafür entsprechende Begriffe, die deutsche Sprache gibt das her.
    Du bist ein gläubiger Mensch und ich ein Freigeist, wir respektieren uns und werten uns gegenseitig moralisch nicht ab.

    1. Karlheinz sagt:

      lieber Hans
      Genau deswegen habe ich Gänsefüßchen verwendet, aber die werden manchmal übersehen. Bei allem Respekt – wäre das Fremdwort “Agnostiker” verständlicher? Ich versuche immer den Inhalt im Kontext zu verstehen. Aber es gelingt mir nicht immer.
      Meine Wertschätzung sei dir gewiss.

  2. Karlheinz sagt:

    Die zunächst wenig sinnvoll erscheinende Frage, entwickelte sich im Laufe des Abends zu spannenden Erkenntnissen und Einsichten. Selbst habe ich mir nie diese Frage gestellt. Älter werde ich von alleine, aber ich tue alles um langsam zu altern.
    Nach einigen holprigen Anläufen, entwickelte sich ein roter Faden, der mehrheitlich auf die Angst vor dem Sterben hinauslief. Unser Verstand sagt uns zwar, dass dieses Leben endlich sei, aber er lässt offen, was danach kommt. In vorangegangenen Traditionen tauchte immer wieder die Hoffnung (z.T. auch Gewissheit) auf, dass es ein Leben nach dem Tode gäbe. Das Problem dabei ist die Unsicherheit, denn niemand kann uns verbindlich den Zeitpunkt des Endes voraussagen. Das Jenseits wird uns aber nur als besser versprochen, unter bestimmten Bedingungen. Das beeinträchtigt natürlich unser Vorstellungsvermögen, weil wir nicht wissen, ob unser Verhalten akzeptiert wird. Unser Anwalt ist im Jenseits nicht zugelassen und ob die dortige Anwaltskammer uns ordentlich vertritt, wissen wir auch nicht. So hängt die Schönheit des Paradieses wohl nur von einem gerechten Richter ab. Die „Ungläubigen“ lehnen das ab und behaupten, dass alles Leben endlich sei und wenn die Zeit abgelaufen ist, ist Ende. Was übrig bleibt, sind Mikroorganismen, soweit sie nicht eingeäschert werden. So ist ein Weiterleben denkbar, was die Materie anbelangt. Anders verhält es sich mit der geistigen Hälfte des Menschen (wenn man daran glaubt). Da gibt es eine Verlängerung, die sich Erinnerung nennt. Sie ist abhängig von den Taten des Verstorbenen. Je positiver sie waren, desto länger bleiben sie im Gedächtnis der Überlebenden. In Schriften und Bildern überdauern sie oft Generationen. In Ausnahmefällen sogar Jahrtausende.
    Das entfacht die Neugierde, die dazu führt, dass Einzelne, diese Ungewissheit nicht mehr aushalten und selbst die Frage lösen wollen (wie kürzlich ein Freund unseres Stammtisches). Leider hat er sich nicht zurück gemeldet, um darüber zu berichtet, so dass uns nichts weiter übrig bleibt, als weiter zu spekulieren.
    Andere beklagen sich ständig über die Widrigkeiten des Lebens, aber sie sträuben sich mit Händen und Füßen gegen den Tod. Riesige Industrien leben davon, dass wir Unsummen ausgeben, um am Leben zu bleiben oder es wenigstens so angenehm wie möglich zu gestalten.
    Übereinstimmend war wohl die Meinung, dass wir gerne leben, so lange es angenehm ist. Anfangs war ich von der Frage überfordert und es dauerte eine Weile, bis ich kapierte, dass es um lebensverlängernden Maßnahmen ging.
    Die Ängste nehmen zu, sobald es uns schlechter geht. Gott sei Dank verläuft das Leben nicht linear, sondern mehr wie eine Achterbahn, so dass fast jeder Gelegenheit bekommt, sich auf das Ende vorzubereiten. Die meisten schaffen es alleine oder mit Hilfe ihrer Angehörigen. Manche auch nur mit Hilfe von Sozialsystemen, die sich die Gesellschaft für Notfälle geschaffen hat. Auch Bildung ist ein Hilfsmittel. Für die Mehrzahl auch die Religion.
    Wenn alles nichts hilft, gibt es Fachleute, die uns vor der Psychose schützen, wenn man rechtzeitig Hilfe sucht.

    1. Detlev Six sagt:

      Da ich mich für einen ziemlichen Feigling halte und ein mögliches Siechtum am Ende meines Lebens vermutlich nicht selbst beenden werde, halte ich diejenigen, die das schaffen, im Umkehrschluss für heroisch.

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