Wie weit darf Protest gehen?

Monets Naturmotiv
„Die Getreideschober“
werden von den
Klimaschutz-
Aktivisten
„Letzte Generation“
im Museum Barberini
mit Kartoffel-
Brei beworfen.
Das Bild ist durch
eine Glasscheibe
geschützt – ihm
passiert nichts.
Aber ein Aufschrei der
Empörung passiert.
Die „Letzte Generation“
wird als Klima-RAF
bezeichnet (Dobrindt),
die Forderung nach
harten Strafen(Knast)
wird allenthalben laut.
HABEN WIR MEHR ANGST
VOR DER ZERSTÖRUNG
EINES ABBILDES
DER NATUR ALS VOR
DER ZERSTÖRUNG DER
NATUR SELBST?
Im Jahr 1806
erschallte der Ruf
„Ruhe ist die
erste Bürgerpflicht“
durch Deutschland.
Der wirkt wohl
noch heute.
Lasst euch nicht
irritieren,
Liebe
„Letzte Generation“,
so lange ihr keine
Gewalt anwendet.
Weitermachen.

 

21 Gedanken zu “Wie weit darf Protest gehen?

  1. Bettina sagt:

    Luise Neubauer hat im TV, ich glaube, es war bei Lanz, gesagt, dass viele junge Leute sich während der Pandemie stärker mit dem Staat und den Maßmahmen identifizieren konnten als je zuvor. Es ist komisch, denn das konnte ich für mich auch unterschreiben. Im Gegensatz zu vielen, die sich das erste Mal auflehnten und die jetzt teilweise eine “Mitte” repräsentieren, die sich irgendwie radikalisiert. Das wurde ja angesichts der Razzien, die kürzlich durchgeführt wurden (damit meine ich bei Mitbürgern, die sich z.T. bewaffnet auf den Tag X freuen), verstärkt diskutiert und analysiert. Die Klimaaktivisten lehnen den Staat an sich nicht ab, sondern fordern ein, was schon in Klimaabkommen verhandelt wurde. Razzien, die kürzlich auch bei ihnen durchgeführt wurden, bringen wieder ultralinke Aktivisten auf den Plan, die ihrerseits den Staat ablehnen. Da wäre es besser gewesen, die Klimaaktivisten nicht in die radikale Ecke zu stellen, um nicht Öl ins Feuer zu gießen.

  2. Karin sagt:

    Bettina, zu deiner Frage : “Nach einer Razzia bei Klima-Demonstranten haben sich in Berlin Dutzende Menschen mit den Mitgliedern der Protestgruppe „Letzte Generation“ solidarisiert. Am Kottbusser Tor wurde dafür kurzerhand am Dienstagabend eine angemeldete Demonstration gegen Polizeigewalt genutzt. Nach Beobachtungen eines dpa-Reporters beteiligten sich rund 100 schwarz gekleidete und teils vermummte Demonstranten aus der linksautonomen Szene.

    Berlin – Sie trugen ein großformatiges Banner mit der Aufschrift „Überall Polizei. Nirgendwo Gerechtigkeit“.

  3. Karin sagt:

    Protest darf sein, muss sogar sein, damit einige unter uns aus ihrer Gemütlichkeits-Lethargie (geht mich alles nichts an) herausgeholt werden und überhaupt merken, dass es leider in allem abwärts geht. Dabei konnte ein vernünftiger Mensch sich ausrechnen, dass irgendwann mal Schluss ist, mit lustig, mit immer mehr und immer größer. Jetzt kommt der große Knall an allen Ecken und Enden und ein Aufbäumen geht durchs Land. Wenn sich der Protest im Rahmen bewegt und niemandem schadet oder zerstört, so dass alles nur noch schlimmer wird, ist er o.k. Leider nur mischen sich allzu viele Autonome, die mit der Sache überhaupt nichts am Hut haben, unter die Friedlichen und zerstören so auch das Wohlwollen der Zuschauer, die gar nichts mit allem zu tun haben wollen. Wenn ich jünger wäre, würde ich auch nochmal auf die Straße gehen und protestieren – auch wenn es am Ende gar nichts bringt.

      1. Karlheinz sagt:

        Vielen Dank für Deine Zeilen, die ich ausnahmslos in allen Punkten teile. Deine Kritik, meine Art zu argumentieren, hat mich dazu gebracht, eine Antwort zu finden, die vielleicht auch Realisten befriedigt.
        Das Bewußtsein ist eine Ebene, auf die mich der Neurologe Gerald Huether gebracht hat. Ein solcher Wandel, weltweit, braucht Zeit und die läuft uns davon, wenn wir so weitermachen, wie bisher.
        Dein Hinweis auf den Film Geozid hat mich auf einen neuen Begriff gebracht, der noch treffender ist – “BIOZID”. Das wäre vorsätzliche Tötung des Lebens, für das es weltweit nur 2 Strafmaße gibt. In den meisten autokratischen Staaten – Todesstrafe. In den meisten demokratischen Staaten- lebenslänglich. Frag mich nicht, wie man die Verantwortlichen nach Den Haag bringt, denn die meisten Länder wären dann führerlos.
        Die Anklageschriften sind bereits in den Akten der inzwischen 23 Klimakonferenzen, die seit 1992 regelmäßig stattfinden.
        Zuständig wäre eigentlich seit 1945 die UNO, aber die wird blockiert durch das Vetorecht der damaligen Siegermächte. Das sind genau die Industrieländer, die das Dilemma verursachen. Deutschland kam erst 1973 dazu.
        Vielleicht wird jetzt verständlicher, warum ich mich von den aktuellen Themen etwas distanziert habe.
        Mit Fremdbestimmung meine ich nicht Regeln, die der Ordnung dienen. Die sind auch in einer freiheitlichen Gesellschaft zwingend erforderlich, sonst gibt es Anarchien.
        Huether meint damit die weltweite, autokratische Fremdbestimmung, die bis weit ins 20. Jahrhundert vorherrschend war. Sie hat Menschen zu Objekten gemacht und zum Gehorsam gezwungen. Diese Regeln galten in der BRD bis 1945. In der DDR bis 1989. In die jungen, demokratischen Gesellschaftsformen haben sich statt dessen Interessen der Industrie eingeschlichen, die den Biozid verursachen und die gewählten Vertreter des Volkes dazu anstiften.

    1. Karlheinz sagt:

      Es wird immer schwieriger Aktivisten zu differenzieren. Ich bin selbst Gründungsmitglied der “Friday for future” Bewegung und habe Verständnis für Menschen, die Impfung selbst bestimmen wollen. Selbst Pazifisten kann ich verstehen, dass es besser wäre Frieden gewaltfrei zu erreichen.
      Wofür ich kein Verständnis habe ist, wenn unsere junge Freiheit, die wir Demokratie nennen und gerade 77 Jahre jung ist, durch einen Umsturz abgeschafft werden soll. Wenn dazu friedliche Menschen missbraucht werden, die unser Klima stabilisieren wollen, unser Gesundheitssystem verbessern oder unsere Wirtschaft sozialer gestalten wollen.
      Das geschieht zur Zeit weltweit unter dem Deckmantel der “Freiheit” und wird gelenkt von Diktaturen der übelsten Sorte, die auch vor Mord und Krieg nicht zurückschrecken.

      1. Bettina sagt:

        Jetzt mal zum Mitschreiben: Die Umstürzler hat man letzte Woche in den Medien sehen können, als von SEKs ca. 150 Objekte durchsucht wurden. Die haben mit den Klimaaktivisten nichts am Hut und instrumentalisieren sie nicht. “Selbst” Pazifisten, die Du verstehst, wurden in den letzten Monaten ziemlich lächerlich gemacht, da sie nicht daran glauben, dass Waffen Menschenleben retten. Das mit den Impfgegnern verstehe ich nicht. Wenn Du die von mir erwähnten Querdenker meinst, gehören diese wieder eher dem Klientel der Umstürzler an und es sind sicher viele dabei, die mit der BRD-GmbH-Idee infiziert sind. Der Verweis auf die Freiheit bleibt unklar und der Vergleich mit den Diktatoren erinnert wieder an Dobrindt-Sprech…

  4. Bettina sagt:

    @ Karlheinz (und alle)”Klaro?”: Das ist mir nicht klar…und zwar: was war die Frage?
    Von Detlev: A) Wie weit darf Protest gehen, und dazu passt Deine Antwort (die Antwort ist einfach, weil wir das Glück haben, in einem Rechtsstaat zu leben) nicht.
    Oder von Do: B) “Warum haben die Gerichte diese Rechtssprechungs-Korrektur vergessen?“
    Die Antwort auf A) ist meines Erachtens nicht “demonstrieren, nicht demolieren”, denn Detlev rief zum Weitermachen auf, aber ohne Gewalt, oder? Und dem Durchbrechen des biedermeierlichen Slogans “Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ (dazu passt eigentlich Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“). Und auch die Frage “HABEN WIR MEHR ANGST VOR DER ZERSTÖRUNG EINES ABBILDES DER NATUR ALS VOR DER ZERSTÖRUNG DER NATUR SELBST?” ist mehr als berechtigt.
    Ansonsten kann ich nur Do zustimmen und ich selbst habe auch mitgeholfen, die WAA zu verhindern, sogar am Tag der „Einkesselung“, die verfilmt wurde. Deshalb musste ich mich auch über die Querdenken-Demonstranten wundern, die besorgten Bürger, die vorher noch nie auf einer Demo waren und die als Klimaleugner jetzt auch kein Verständnis haben, dass es Leute wie die von der “Letzten Generation” gibt, die die Klimakatastrophe verhindern wollen und geliebte Kunstwerke dafür instrumentalisieren und ihre eigene Unversehrtheit aufs Spiel setzen.

    1. Karlheinz sagt:

      Mein Beitrag bezieht sich auf die Überschrift;
      “Wie weit darf man ….?”.
      Antwort: Protest – legal – ohne Gewalt oder kurz;
      demonstrieren – nicht demolieren.
      Die Beispiele Do’s mit Wackersdorf und Mutlangen waren weder legal noch gewaltfrei. Das waren bürgerkriegsähnliche Zustände, nachdem unser junger, demokratisch gewählter Staat gerade mal 20 Jahre mörderische Diktatur überwunden hatte – mit Hilfe der Allierten.
      Jetzt sind andere Aktivisten unterwegs, die unsere Demokratie beseitigen wollen und aktuelle Probleme nur als Vorwand benutzen.

  5. Karlheinz sagt:

    Die Antwort ist einfach, weil wir das Glück haben, in einem Rechtsstaat zu leben. Der Protest ist erlaubt, solange wir nicht gegen Gesetze verstoßen. Diese schützen unsere Freiheit und auch die Natur. Um beim anschaulichen Beispiel Antonio Guterres zu bleiben; Wir dürfen auf die Toilette, aber nicht überall. Oder gegen A. Dobrindt; wir dürfen auf unseren Straßen ohne Maut fahren, aber nicht öffentlich unser „Geschäft“ verrichten.
    Oder nach Detlevs gewünschter Kurzfassung:
    „Demonstrieren – nicht demolieren“.
    Klaro?

    1. Ralph P. Crimmann sagt:

      zu Karlheinz:
      Ich erinnere an die Hausbesetzerszene vor genau 40 Jahren in Nürnberg. Es war manches verständlich, aber letztlich kamen sie aus ganz Deutschland nach Nürnberg und wurden zunehmend kriminell, bis dahin, dass Hauseigentümer und Unternehmer überfallen und zusammengeschlagen wurden. Was hat es gebracht? Die Zeit ist über sie hinweggegangen. Genauso wird es den Klebern und Farbwerfern ergehen.

      1. Bettina sagt:

        Das klingt schwer nach dem Dobrindt-Vergleich.
        Die Hausbesetzer waren Punks, Antiimperialialisten, Anarchisten, Linksextremisten und vielleicht auch RAF-Sympathisanten. Wie kannst Du das mit den Klima-Aktivisten vergleichen?

  6. hans-peter kuhn sagt:

    Ich sags mal anders und brandaktuell:
    Proteste der Spieler gegen eine Entscheidung des Schiedsrichters ist beim Fusssball Gang und Gebe.
    Beleidigungen und Gewaltanwendung führen zur roten Karte!!!
    Quod erat demonstrandum.

  7. Do Pfrogner sagt:

    Die Sitzblockaden in Mutlangen (gegen die Stationierung der Pershing II), in Ludwigswinkel (gegen Giftgas) und in Wackersdorf (gegen die WAA) wurden anfänglich als Nötigung verurteilt, später lediglich (da immer ohne Gewalt) als Verkehrsdelikte heruntergestuft und die Strafgelder sogar zurückgezahlt.
    Warum haben die Gerichte diese Rechtssprechungs-Korrektur vergessen?
    Ich frage mich nach dem effektiven Sachbeschädigungs-Verhalt einer Glasscheibe mit Weich-Lebensmitteln.

    1. Bettina sagt:

      “Ich frage mich nach dem effektiven Sachbeschädigungs-Verhalt einer Glasscheibe mit Weich-Lebensmitteln.”
      Und auch wenn…der Zweck heiligt die Mittel. Auch ein Tyrannenmord kann legitim werden.

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