Wie viel Sokrates steckt in der KI?

Was will Sokrates?
Durch offene
Fragen kritisches
Denken und
Selbstreflexion
anregen.
Das will auch die KI.
Was passiert
stattdessen?
Schüler benutzen
sie zum Schummeln.
Warum können die das?
Weil in unserem
Bildungssystem
oft nur Resultate
abgefragt werden.
In Form von Wissen.
Statt Prozesse zu
bewerten, die das
Denken anregen.
Ein Benotungssystem,
das Resultate statt
Prozesse bewertet,
verliert in Zeiten
der KI seine
Existenzberechtigung.
Wer also Freude am
Wissen hat, sollte
zu Günther Jauch gehen,
wer einen Sokrates
sucht, der ihn zum
Denken anregt,
zur KI.

10 Gedanken zu “Wie viel Sokrates steckt in der KI?

  1. Ekkehard sagt:

    Der Mensch verdankt sein Überleben als Art der Fähigkeit zum abstrakten Denken und dieses stützt sich wiederum auf intensive Denkarbeit, handwerkliches Können und Entwicklungen als Erfahrungen zu speichern.
    Dabei entspringen wesentliche der Ergebnisse daraus auf die Möglichkeit zu rechnen und berechnen. Das strengt an, weshalb man Erleichterungen über Hilfsmittel suchte. Ich glaube deshalb, dass entwicklungstechnisch der Abakus wesentlich näher an der KI stand als die Fragetechnik von Sokrates. KI ist höchstentwickelte Computertechnik, wobei die Dinger zwischenzeitlich sogar als Roboter spazieren können.
    1996 Spielte Schachweltmeister Kasparov ein Turnier über 6 Partien gegen den Schachcomputer Deep Blue und gewann 4 : 2, wobei der Computer die erste Partie sensationell gewann. Zur Revanche, ein Jahr später, wurde Deep Blue aufgerüstet (Leistung 200.000 Zuganalysen pro Sekunde) und gewann sogar mit 3,5 zu 2,5) Dabei durfte das Deep Blue – Team die Software des Gerätes, nach jeder Partie mit den neuen Erkenntnissen aufrüsten. Für mich war das echte KI: Eine Technik schafft etwas, was der Mensch nicht mehr schafft, braucht dabei aber menschliche Unterstützung.
    Die Technik ist inzwischen viel weiter fortgeschritten und unheimlich geworden: Auf dem Bildschirm sieht man vielleicht einen Menschen, an einem beliebigen Ort, zu einem beliebigen Zeitpunkt, der einen beliebigen Text spricht, mit seiner Stimme. Nur Bild und Stimme sind echt!
    Das ist das Problem: KI kann manipulieren! Aber will KI Manipulieren? Oder muss KI manipuliert werden?

  2. Hans Zangl sagt:

    Lieber Detlev
    Ein interessanter Ansatz, nur passt Einiges nach meiner Auffassung nicht zusammen. Hier drei Anmerkungen.

    1: Sokrates wollte, dass man durch offene Fragen Zusammenhänge in Real- und Geistesprozessen erkennt und versteht. Wozu wollte er diesen Erkenntnisgewinn der Menschen? Um die eigene Lebenssituation der Menschen sowohl im engen als auch im weiten Umfeld besser verstehen und konstruktiv (mit)gestalten zu können. Dieses Verhalten ist vorwärtsgerichtet, kritisches Denken ist dagegen primär problemorientiert rückwärtsgerichtet.

    2: Ja, unser Bildungssystem in Schulen und Hochschulen ist sehr differenziert in viele Spezialthemen aufgeteilt, wodurch Zusammenhänge zwischen den Themen und damit das Verständnis der Prozesse des Universums, des Lebens, der Wirtschaft, der Politik, des Klimas etc. verloren gehen. Es wird Spezialwissen, ich nenne es Faktenwissen, gelernt und geleert. Was verloren geht ist das Prozesswissen, das Wissen in Zusammenhängen.
    Die KI „hilft“ nun aber den Schülern und Studenten Texte, Aufsätze, Abschlussarbeiten etc. durchaus in größeren Zusammenhängen zu formulieren, wodurch sie alleine nicht (mehr) imstande wären oder sind. Die KI regt somit nicht das Denken in Zusammenhängen an, sie ersetzt es!!!

    3: Auch Faktenwissen regt das Denken an, nur viel zu wenig in Zusammenhängen. Das entwickelt sich nur über ein Prozesswissen. Aber es gibt Trennlinien zwischen „guten“ und „schlechten“ Prozessen. Allein von Prozessen zu sprechen ist falsch und irreführend, es kommt darauf an, wie die Prozesse gestaltet sind und ablaufen. „Gute“ Prozesse sind schnell und hocheffizient, „schlechte“ Prozesse führen zum Niedergang. Als sehr aktuelles Beispiel möchte ich nur auf die Bürokratieprozesse hinweisen, ein Ergebnis von kleinteiliger, egoistischer Interessensdurchsetzung unter Missachtung der „großen“ Zusammenhänge.

    1. Monica Lieschke sagt:

      Lieber Hans,
      Auch bei Deinen Anmerkungen zur Bildung scheint mir einiges, na ja, zumindest gewagt:
      Ad 1) Deine Einteilung in rückwärts- und vorwärtsgerichtetes Denken scheint mir so nicht haltbar. Warum bitte soll kritisches Denken primär problemorientiert und (damit) rückwärtsgerichtet sein? Es enthält doch sowohl Fakten, Entwicklungen, Erfahrungswissen als Grundlage u n d eine Analyse der jetzigen Fakten- und Problemlage p l u s bestenfalls noch antizipatorisches Denken (der oft nicht gelingende Versuch Entwicklungen in der Zukunft abzuschätzen). Probleme sind auf einer Zeitachse überall relevant.
      Ad 2) Das Prozesswissen ist primär ein Begriff aus der Wirtschaft*, in der Bildung hat sich hier das interdisziplinäre, fächerübergreifende Denken, Lernen behauptet, dessen Verknüpfung praxisorientiert vor allem im Projektunterrricht und in Projekten erlernt werden kann. Natürlich gibt es hier noch viel zu reglementieren und zu lösen, damit KI nicht komplexe Lernprozesse ablöst und ersetzt. Davon auszugehen, dass es Lernen und selbst-Denken in jedem Falle ersetzt und nicht anregt, halte ich jedoch für komplett verfrüht.
      *) es hat m.E. in der Bildung nichts verloren, weil: Prozesswissen hilft dabei, Arbeitsabläufe zu optimieren und effizienter zu gestalten. Es ermöglicht Mitarbeitern, ihre Aufgaben besser zu verstehen und auszuführen.
      Die zunehmende enorme Komplexität und eine unbewältigbare Fülle von Fakten und (oft schwer durchschau- und nachweisbaren) Zusammenhängen, überfordert immer öfter den einzelnen (und vor allem manche) komplett. Hier kann/könnte KI nicht nur Zeit sparen, sondern auch eine vollständigere Ausgangslage darstellen für folgende (eigene) Schlüsse und Analysen.
      Ad 3) Prozesse sind zunächst wertfrei, der Begriff „darf“ daher ohne Einteilung in gut und schlecht verwendet werden. Natürlich gibt es qualitativ unterschiedliche Prozessteuerung, doch wichtiger scheint mir die schwieirge Analyse von Prozessen, die oft nicht oder schwer steuerbar sind und leider zu oft erst im Nachhinein treffend analysiert werden können. Daß „gute“ Prozesse immer schnell und hocheffizient seien, scheint mir ebenfalls nicht haltbar (Du denkst in wirtschaftlichen Kategorien?). Nicht nur im ökologischen Kontext verlaufen Prozesse oft lange unbemerkt und langsam, bis sie einen Kipp-Punkt erreichen. Und es gibt ganz sicher auch soziale Prozesse, die „gut“ sind und sehr langsam verlaufen.

  3. Karin Kraft sagt:

    Sokrates sieht ja seine Art des Disputierens als “Hebammenkust”. Diese Hebammen begleiten den Prozess, also die Schwangerschaft, der Werdung des noch Ungeborenen bis zur Geburt als dem vorläufigen Ende dieses Prozesses und betrachten und bewerten das Geborene. Die KI sammelt indessen das schon Geborene und führt es zusammen. Dessen Mischung und Abgleich stellt dann den eigentlichen Prozess dar. Es deckt sich also (lediglich) die Betrachtung und vielleicht noch die Bewertung als Mittel mit dem der Methode des sokratischen Dialogs mit der KI, nicht aber der Prozess der Werdung, da ja immerhin der Prozess mit all den Filtern dessen, was Moni beschreibt, bei der KI bequemerweise schon im Vorfeld abgedeckt worden ist. Im Grunde ist das auch “Jauch” , wenn auch auf eine Art perfekter, wenn es das Wort so überhaupt gibt.

  4. Monica Lieschke sagt:

    Philosophieren – oder lassen?
    Ist das die Frage? Es liegt eine gewisse Hybris darin, zu glauben, dass wir ohne KI, Google und Consorten originär und jungfräulich „selbst denken“ oder gar neu denken könnten.
    Unser Denken trägt wie eine LP (nur flexibler) die Spuren dessen, was wir je gelesen, gedacht, erfahren haben – egal ob im Alltag, in den Nachrichten, einem Buch, der Bibel, in der Werbung, von Philosophen. Ein ziemlicher Sampler also, grob oder fein gefiltert durch unsere Interessen und unser Wertesystem. Jeder gute Artikel belegt in der Lit.und Zitatenliste, wer u.a. hier für uns vor-gedacht hat.
    Und nun also KI: ein Matador- und Werkzeugkasten, voll mit bereits Gedachtem, Gesammeltem, Gefragtem, Bewiesenem, Unsinn, Fehlern, echten Schätzen.
    Der Umgang damit wahrscheinlich eine Kulturtechnik der Zukunft.
    Es läßt sich nur ahnen, ob Sokrates seinen Spaß daran gehabt hätte und sich freuen würde, wenn kluge Fragen Wegbereiter sein könnten für weitere Fragen und auch Antworten – ähnlich jene der besten seiner Schüler? KI befeuert unsere Neugier und Neugier ist ein erneuerbarer Treibstoff, gerade in der Philosophie.
    KI ist zwar künstlich, aber lernfähig – w i r denken „natürlich“ und sind es vielleicht nicht?
    Es ist bereits dabei, alle Lebensbereiche in rasantem Tempo zu erobern, auch unser Denken, ob wir „dabei“ sind oder nicht. Ob und wie wir es nutzen (wollen), liegt an uns. Ob es Selbstdenken befeuern oder ersetzen soll, kann nur beantworten, wer es nutzt.
    Was spräche also dagegen, gerade beim Sokratischen Diskurs damit zu experimentieren, sich selbst ein Bild zu machen?
    Während wir hier diskutieren, füttern wir KI. Mit je mehr schlauen Fragen, desto klügere Fragen und auch Antworten werden andere erhalten, hoffentlich.
    p.s. Nein, KI soll uns keine Bücher und auch keinen Philosophischen Stammtisch ersetzen.

  5. Karlheinz sagt:

    Sokrates stellte Fragen, damit wir nachdenken,
    wie Ursache und Wirkung zusammenhängen.
    Das Ergebnis nennen wir natürliche Intelligenz.
    Wenn wir dazu künstliche Intelligenz benutzen, gewinnen wir Zeit,
    aber keine eigene Erkenntnis.
    Wissen ohne Bewusstsein, ohne Reflexion, ohne zu lernen, ohne Bücher.
    Viele Antworten in kürzester Zeit, aber keine Ahnung, welche die beste ist.
    Wäre das Dummheit?
    Jedenfalls haben wir mit KI mehr Zeit darüber nachzudenken.

  6. kuhn hans-peter sagt:

    Wissen ist die Nahrung der Intelligenz.
    Sie verbindet die Elemente des Wissens zu einem erklärenden Netzwerk.
    So entsteht Verständnis oder Verstehen.
    So weit die KI!
    Emotionen sind eine Komponente des Menschen und der Weisheit.
    Sie fehlen der KI.
    Das klingt wie die Voraussetzung für eine gute Partnerschaft!

    1. Monica Lieschke sagt:

      Wie kannst Du Dir so sicher sein, dass KI Erkenntnisgewinn verhindert? Vielleicht nennt es Dir ein Buch, dessen Inhalt Dich derart zu Neuem Denken anregt, wie Du es bisher nie vermutet hättest?

  7. Peter Deller sagt:

    Lieber Detlev,
    also so geht das nicht. Dein Infragestellen unseres Bildungssystems /Schulsystems, eines Systems das schon sehr früh erkannt hat Staatsdiener und Funktionsträger zu produzieren. Menschen die durch ihr Konsumverhalten so wichtig sind für unsere Zeit. Medizinische Versorgung, Rente und Pflege sind nur dadurch zu finanzieren, dass wir uns hochfrequent Produkte kaufen, zugegeben Dinge die mit unseren Bedürfnissen oft nichts zu tun haben. Also gefährde meine Rente nicht. Deine Ketzereien könnten noch dazu führen, dass wir unserer Zeit den Hochglanz vom Leib reißen. Nur mit Bewusstlosigkeit lässt sich das alles aufrecht erhalten. Bitte lass das und reih dich ein. Soweit ich weiß, hat man damals schon richtig reagiert und der Typ musste irgendeinen Becher trinken.

    LG Peter

  8. Gert Maehnicke sagt:

    Die Antwort der KI:

    Die Frage, wie viel Sokrates in der KI steckt, ist faszinierend! Sokrates war bekannt für seine Methode des Dialogs und der kritischen Fragestellung, um Erkenntnisse zu gewinnen. In gewissem Sinne spiegelt KI diesen sokratischen Ansatz wider, da sie auf Daten und Interaktionen reagiert, um Informationen zu verarbeiten und Antworten zu formulieren.

    Allerdings gibt es grundlegende Unterschiede: Sokrates suchte nach Wahrheit und Weisheit durch menschliche Interaktion und Reflexion, während KI auf Algorithmen und Daten angewiesen ist. Deshalb könnte man sagen, dass die “Sokratische” Komponente in der KI hauptsächlich in ihrer Fähigkeit zur Gesprächsführung und zum Stellen von Fragen besteht, aber das tiefere Verständnis und die philosophische Reflexion sind eindeutig menschlich.

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