Intuitives oder rationales Philosophieren. Was bringt mehr?

INTUITIVES PHILOSOPHIEREN
schöpft aus dem Unbewussten.
Startet mit einer „dunklen
Vorstellung“, die Idee
kommt beim Sprechen.
Der deutsche Dichter
Heinrich von Kleist
beschreibt es als die
„allmähliche Verfertigung
der Gedanken beim Reden“.
Ein Gegenüber ist nur
deshalb nötig, weil es
den Redner dazu zwingt,
strukturiert zu reden
und irgendwann einmal
zum Ende zu kommen.
RATIONALES PHILOSOPHIEREN
arbeitet mit dem Bewussten.
Aktiver Dialogpartner nötig,
weil ein konzentriertes
Frage-Antwort-Spiel den
Erkenntnis-Prozess
systematisch vorantreibt.
Sokrates beschreibt dies
als „Hebammenkunst“,
sie hilft anderen
durch das Fragen, eigene
Gedanken zu gebären.
INTUITIVES PHILOSOPHIEREN
ist dichter am Alltag dran,
das Denken läuft im Modus
anstrengungslos, das Ergebnis
oszilliert wild zwischen
Er – und Verkenntnis,
liefert manchmal aber auch
verblüffende neue Einsichten.
RATIONALES PHILOSOPHIEREN
erfordert Zuhören, Schließen
und Erkennen und ist so
im Alltag meist unbekannt.
Das Denken ist anstrengend
hochtourig, die Trauben der
Erkenntnis hängen hoch.
Was nun?
Beides, wenn man
weiß, was man wann
einsetzen sollte.

11 Gedanken zu “Intuitives oder rationales Philosophieren. Was bringt mehr?

  1. Monica Lieschke sagt:

    Lieber Hans (Zangl), liebes Co-Empörium,
    Ein „Mehr“ sei grundsätzlich auf Messbarkeit ausgerichtet, frage nach der Quantität. Hmmm. Dann, wenn wir vergessen haben, dass ein Mehr an Liebe, Zuwendung, Herzenswärme, Freundlichkeit, Nähe, Gemeinschaft, Streitkultur, Demokratie, Erkenntnis … selten messbar und doch spürbar ist als eine Qualität, nach deren „Mehr“ wir fast alle streben.
    Was „bringt´s“? Zu utilitaristisch? Wenn der Philosophische Stammtisch mir nichts „bringt“, dann werde ich wahrscheinlich nicht hingehen- oder doch? Es sei denn er beschert mir -zumindest zuweilen – ein herzhaftes, fettes „Heureka“ oder einen Frageknochen zum weiteren Bekauen, einen inspirierenden Taktgeber in der Wochenmitte, Seelennahrung, Denk-Diät, „Selfcare“ in einer Gruppe anderer… wahrscheinlich auch jeder/jedem was anderes.
    Sokrates hätte das nie gefragt? So what? Es braucht den Reibebaum. Auch Zuspitzung, Worte des Anstosses in zweifachem Sinn. Die Fragen mögen nicht gefallen… indessen, ich mag, was sie ins Rollen bringen!

    1. Karlheinz sagt:

      Danke für den Hinweis. Beim “mehr oder weniger” habe ich zu materiell gedacht.
      Gilt natürlich auch für geistige Werte. Bei Liebe, Freiheit etc. gibt es sowohl Qualität, als auch Quantität. Sogar mit etwas “weniger”. Nicole hat 1982 mit “Ein bisschen Frieden, eine bisschen Freude” den Contest Eurovision gewonnen.

      1. Peter Deller sagt:

        Lieber Karlheinz, du hast den Schlagersong “Ein bißchen Frieden” angesprochen. Nicht dein Ernst, oder? Dass die Schlagerbranche oft sinnfreie Texte hat, weiß man. Aber bei einem so wichtigen Thema geht das einfach gar nicht. Was soll das sein ein bisschen Frieden? Ich schieß dich nur ein bißchen tot? Es gibt kein bisschen Frieden, genauso wenig gibt es ein bisschen schwanger.

    2. Hans Zangl sagt:

      Ja super, ich habe bei dir etwas ins Rollen gebracht. Frage: quantitativ und qualitativ? Beides ist grundsätzlich messbar, denn für beides gibt es Messverfahren, wirklich! Du musst nur exakt definieren, welche Arten von “Mehr” bei dir ins rollen kamen und wie intensiv und lange das Roĺlen dauert(e).

  2. Karlheinz sagt:

    Kleist hätte die Frage so auch nicht gestellt.
    Bei einem Denkprozess gibt es kein „entweder – oder“.
    Denken entwickelt Bewusstsein. Bewegt sich. Ändert sich. Fließt.
    Die Frage “was” beinhaltet „sowohl- als auch“. Gespeist aus dem Unterbewusstsein.
    Der „beste Freund“ (auch Ego genannt), der sich ständig einmischt und uns veranlasst,
    das zu tun, was „Er“ will (siehe bei Hans-Peter).
    Dazu kommen neue Gedanken, die den Prozess ergänzen, beleben und bereichern.
    Sie erweitern unser Bewusstsein und verändern es. Aus dem Monolog wird ein Dialog.
    Wir verändern uns ständig und aus dem Neuen wird irgendwann wieder etwas Altes.
    Aus Shakespeare`s „Sein oder Nichtsein“ “ wird ein „Zusammen“.
    Nichtsein ist Unsinn (behaupte ich mal).
    Für diejenigen, die es als Fremdbestimmung ablehnen, wird es zum Hindernis.
    Wer es als nützlich erkennt, kann selbst damit kreativ werden.
    Das nenne ich „Neues, erweitertes, rationales Denken“.

    1. Detlev Six sagt:

      In dem post geht es um Denkprozesse und nicht um Resultate-Definitionen/Interpretationen. Das lassen schon die Bezeichnungen der beiden Methoden (“allmähliche Verfertigung der Gedanken.. .”und “Hebammenkunst zum Gebären von Gedanken”) erkennen. Wer die sokratischen Dialoge aufmerksam studiert, kann leicht erkennen, wie sehr der Schwerpunkt auf dem Denkprozess fußt. Deshalb heißen sie auch Dialoge und nicht Resultate. Sokrates war sich vollkommen im Klaren darüber, wie volatil die Resultate der Dialoge waren. Abhängig von den jeweiligen Gesprächspartnern (mit anderen wären die Resultate andere geworden), dem Zeitpunkt und dem Kontext der Durchführung. Auch heute noch tun lexikalische Definitionen so, als wären sie zeitlos gültig, während sie sich im alltäglichen Umgang ständig verändern.

      1. Hans Zangl sagt:

        Die Frage nach “Mehr” ist grundsätzlich auf Messbarkeit ausgerichtet, weil man sonst nicht weiß, ob “etwas” mehr gebracht hat oder erzielen könnte, im Vergleich zu einer Alternative. Deshalb kann die allgemeine Frage nach “Mehr” nur ergebnisbezogen sein.
        Natürlich wird ein “Mehr” ausschließlich über Prozesse erzielt, je “besser” die Prozesse umso höher das “Mehr “.

        1. Karlheinz sagt:

          Das hätte ich am Stammtisch nie entdeckt.
          Bei “mehr” geht es um die Menge (Quantität),
          beim Gegenteil “weniger”, wird es zur Qualität.
          So betrachtet wird aus der Frage “Was bringt mehr?”,
          Die Antwort; Je mehr, desto besser!
          So entstand unser Konsumverhalten.
          Wohl und Wehe kombiniert – genannt Wohlstand.
          Erfordert aber pragmatisches “Neues Denken”.

  3. kuhn hans-peter sagt:

    Intuitives philosophieren ist der Dialog mit meinem “besten Freund” nämlich mit mir.
    Ich stelle die Fragen und gebe die Antworten.
    Summa summarum, eine Reise durch meine Erfahrungen, meine Denkweise, meine Emotionen, meine Lektüren, meine Einstellungen… Immer nur meine, also nichts Neues lieber Leser. Irgenwann bin ich dann in einem Kreisverkehr, von dem alle Ausfahrten in Einbahnstrassen führen und in Sackgassen enden.
    Das hat wenig zu tun mit der Liebe zur Weisheit und mit der Suche nach Weisheit!
    Letztere ist nur möglich durch den Dialog, das heisst im Zusammenspiel mit Anderen!

  4. Ralf-Peter Crimmann sagt:

    Philosophieren ist immer rational. Die Intuition ist kein Widerspruch zur Rationalität. Sie ist vielmehr Bedingung der Möglichkeit, kreatives Denken zum Ausdruck zu bringen. Übrigens hat dies Kleist genau gewusst, zumal er nach der Fichte-Krise (fälschlich als Kant-Krise bezeichnet) von der Schwierigkeit, Erkenntnis zu gelangen, wusste.

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