Kann ein Leben einfach sein?

Einfachheit.
Können Sie das definieren?
Gut.
Kompliziertheit auch?
Gut.
Komplexität?
Schon schwieriger?
Unterkomplex?
Auweia.
Unterkomplex ist
der neue Todfeind
der Einfachheit und
seine Stärke ist:
Er wird mehr und
mehr verwendet,
obwohl die wenigsten
wissen, was er
bedeutet, außer
dass man damit
die Einfachheit
noch besser killen
kann als mit dem
Vorwurf zu kompliziert.
Das geht so:
„Ich habe hier eine
einfache Idee.“
Antwort:
„Das finde ich
zu unterkomplex.“
Poff, schon liegt
die einfache
Idee mausetot
auf dem Boden.
Tod durch
Begriffsverwirrung.
Weil das modische
UNTERKOMPLEX ein
Killerbegriff ist.
Merke:
Sprachverwirrungen
zwischen Menschen
liegen meistens
nicht in der
Natur der Sache.
Sondern im Umgang
der Menschen mit ihr.
Einfachheit ist nicht
leicht zu erreichen
und man muss mit
Menschen rechnen,
die das nicht können
oder aus Eitelkeit
nicht wollen.
Sie können sie
leicht erkennen.
Achten Sie auf ihre Worte.

5 Gedanken zu “Kann ein Leben einfach sein?

  1. Monica Lieschke sagt:

    Simplify your Life – nichts komplizierter als das?
    Millionenfacher Bestseller des ehemaligen Pfarrers und Medienmachers Werner Tiki Küstenmacher in den 1990ern und ein Imperium von Huckepack Produkten (inzwischen auch online) bis heute. So viel Glück und Gespür für bestes Timing muß man erst mal haben. Das Leben wurde schneller, digitaler, internationaler, komplexer und komplizierter und Herr Pfarrer hatte die Lösung für ein einfacheres (und so behauptet) glücklicheres Leben.
    Es folgten der Scandi Style beim Wohnen, Zen-Gärten, Meditieren im Kloster, Urlaube auf Inseln, Leben auf dem Lande, einfache Kochbücher …bemühte Trends der Entschleunigung und Vereinfachung für jeden Lebensbereich.
    Und das Gefühl: Das bleibt an der Oberfläche oder ein Time out.
    So manchen Zipfel der ersehnten Einfachheit bekamen wir alle zu fassen … und wurden auch schon wieder hin- und weggerissen von den Weltläuften, Trends, Entwicklungen, Optionen und Überforderungen (warum wurde nicht „überkomplex“ zum Modewort?)
    Was hilft? Sein Rezept muß jede/r selbst finden: Natur, Reisen, Meditation, Rückzug, Schreiben … und manchmal eine Aufforderung an sich selbst, die man sonst an jemanden richtet, der nicht und nicht zu Potte kommen mag mit Antworten: Jetzt sag schon- Sag´s doch einfach!
    (das Gesagte trifft leider höchstens auf Lebensstilfragen zu, erfordert jedoch komplett andere Befunde bez. Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und von „Natur aus“ überkomplexen Zusammenhängen)

  2. Karlheinz sagt:

    “Unterkomplex” höre ich zum ersten Mal. Damit ist wohl ein menschlicher Zustand gemeint, der unterhalb der Normalität liegt. Hieß das nicht einmal Dummheit? Tatsächlich nehmen wir Normalität unterschiedlich wahr. Psychoanalytiker Arno Gruen beschreibt es als „Der Wahnsinn der Normalität”, wo jene als verrückt gelten, die den Verlust der menschlichen Werte nicht mehr ertragen. In unserer Gesellschaft gilt Wohlstand als normal. Danach streben wir. Einschränkung und Mäßigung wird als Verlust oder Armut empfunden und deswegen wollen wir kein einfaches Leben. Wenigstens die meisten. Das verursacht Panik, macht Angst und krank. Für mich wäre „normal“, wenn wir uns natürlich entwickeln. Das setzt leider voraus, dass jeder die Natur selbst definieren muss. Naturwissenschaft allein, vermittelt es nicht, da sie keinen Schöpfer
    kennt.

  3. kuhn hans-peter sagt:

    Mal davon abgesehen, dass unterkomplex Kandidat für des Unwort des Jahres sein sollte, beschreibt das Wort, scheint mir, einen präzisen Sachverhalt.
    Ich denke an den gordischen Knoten und das Ei des Kolumbus. Die einfachen Lösungen ergeben sich hier aus der unterkomplexen Problemstellung, bei der Rahmenbedingungen einfach ausgelassen werden. Diese sind implizit: “Zerstöre nicht das Seil, beschädige das Ei nicht.”
    Ich meine, wenn das Leben einfach wäre, hätte das sich schon herumgesprochen.
    Das ist eine Menge wäre und hätte…

  4. Hans Zangl sagt:

    Natürlich könnte ein Leben einfach sein, das sehen wir bei all den Tieren. Wir Menschen zählen ja auch zu den Tieren, aber seit wir unser sog. Bewusstsein haben, wollen, können wir es nicht mehr einfach. Einfach ist langweilig, öde, fade.
    Wir brauchen, wollen MEHR Abwechslung, Spannung, Gesundheit, Gerechtigkeit, Anerkennung, Wissen, Macht, Reichtum, Umweltschutz, etc. Dazu bedarf es aber einer Vielzahl von Regeln und Struktur, um diese Vielfalt von unterschiedlichen MEHR’s aus unterschiedlichen Richtungen umsetzen und in Einklang bringen zu können. Und wer dann nicht alle Feinheiten, Kleinigkeiten und Einzelheiten bei all dieser komplexen Gemengelage im Rahmen seines agierens berücksichtigt, wird ins negative Lager der Unterkomplexen eingestuft.

    Damit entgeht man einer Diskussion um das Wesentliche eines Systems, eines Problems, eines Projektes, eines Staates, etc. Das Tummeln in Kleinigkeiten, Besonderheiten, Nebensächlichkeiten ist doch so schön, da kann jeder mitreden, mitmachen, mitproblematisieren.

    1. Ralf-Peter Dr. Crimmann sagt:

      Heißt “unterkomplex leben” auf das reflektierende Bewusstsein verzichten? Ist der unterkomplexe Mensch der naive Trottel vom Dorf? Oder das brave Gretchen, das sich dem Professor Faust an den Hals wirft? Vielleicht haben wir eine Sehnsucht nach Menschen, die ohne tiefere Reflexion, also naiv gut, leben? Liegt es daran,dass wir zur Reflexion, zum Zweifeln, zum Hin- und Herüberlegen geboren sind? Von des Gedankens Blässe gequält, sehnen wir uns nach Einfachheit, Geradlinigkeit, nach einer neuen Naivität.

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