Das ist das Paradox
der Moderne.
Je mehr Freiheit
und Mobilität wir
haben, desto
flüchtiger wird das,
was wir erleben.
Wir kommen leichter
überall hin, verweilen
dort aber nicht lange
genug, um eine tiefe
Erfahrung zu machen.
Unser Leben wird
schneller und dümmer.
Aufruf zur
Verlangsamung.
Denn nicht auf das
schnelle Ankommen
kommt es an, sondern
auf das Dasein,
wenn man dort ist.
Reisen sehe ich nicht statisch (irgendwo sein), sondern dynamisch (irgendwohin, irgendwo unterwegs sein).
Am besten reist es sich auf dem Landweg. Da wird der Weg zum Ziel. Langsame Bewegung, wechselnde Orte, wechselnde Menschen, wechselnde Eindrücke.
Auf dem Landweg von Berlin bis zur afghanischen Grenze. In ein Land, das damals noch Persien hiess. Viel später mit der Eisenbahn von Le Mans nach Tibet und Shanghai.
Das war wunderschön!!!
Vorsicht “Langstrecke” 😉
Die Zeit, eine menschliche Erfindung. Taktgeber des Alltags, des Arbeitslebens, der Reisen, Basis für ein funktionierendes Zusammenleben. Wir sind ihr „untertan“. Reisen war da mal ein Kontrapunkt, eine Befreiung vom Getakteten und vom Leben nach der Uhr. Und zuweilen eine Wiederbegegnung mit den Rhythmen (und nicht den Takten) der Natur, der Gezeiten, auch unserer inneren Uhr. Schlafen ohne Wecker. Schlafengehen ohne Serienbingen.
Reisen, das war die Brücke von Alltag und Realität zu (vermeintlich) echtem/eigentlichen Leben, zu ungelebten Wünschen und Sehnsüchten. Die ewige Suche, Sehnsuchtsort, an dem man- mit etwas Glück – auch andere Seiten von sich selbst entdeckte.
Dabei gab es sie schon immer, die Abenteurer, die Neues entdecken wollten und solche, die über 20 Jahre in ihre immer dieselbe „Sommerfrische“ zurückkehren- auch hier am Chiemsee.
Auch zu Zeiten des Massentourismus reisen „Wir“, reisen nicht alle gleich.
Das „ich bin so anders, ich reise anders“, gibt es wohl inzwischen selten/er. Oft waren die alternativ Reisenden, Backpacker, Interrailer etc. Vorreiter und absichtslose Wegbereiter für den Massentourismus. Heutiges Reisebüro: Social Media und Insta. Es gibt nicht wenige Orte, die werden nur noch für den Shot aufgesucht. Eine Reise, 1 Motiv: Ich bin, ich war hier, wo man zu sein hat. Ich bin gleichzeitig influenced und influencerin. Da passen viele Kurzurlaube besser. Von Peak Experience zu Peak Experience- vom einem Insta Hot Spot zum nächsten.
Es wird schwieiriger, anders zu reisen als andere.
Doch jenseits von Insta finden zunehmend auch weniger ausgelatschte Routen ihre „Entdecker“: von (ehemals) Jakobsweg über Arbeiten auf der Alm, weniger frequentierte Langstreckenwanderungen und Radreisen, allein oder in Gruppen, Camping und Glamping… Über Unbekannteres und Unentdecktes in Europa wird Nähe wieder kompatibel mit Erlebnis. Dies während Gäste aus USA, China, Japan staunen über unser Chaos, den (scheinbaren?) Verlust deutscher Gründlichkeit und Pünktlichkeit: Entschleunigen, das kann man inzwischen auch in Deutschland wieder lernen.
da bleibe ich lieber zu Hause, ehe es dumm läuft ……