Sokrates:
Du wirkst besorgt, Elpinor.
Trägst du eine Last?
Elpinor:
Ich habe ein Versprechen gegeben.
Und nun weiß ich nicht,
ob ich es halten kann.
Aber ich muss.
Weil ich mich verpflichtet habe.
Sokrates:
Was heißt das –
sich verpflichten?
Elpinor:
Es heißt:
Ich habe Ja gesagt.
Und nun darf ich nicht Nein sagen.
Sokrates:
Also bindet dich das Wort?
Elpinor:
Ja.
Oder besser:
Die Verantwortung dahinter.
Sokrates:
Und wenn du schweigst –
bist du dann frei?
Elpinor:
Vielleicht.
Aber dann erwartet niemand etwas von mir.
Ich wäre ungebunden,
aber auch unverbunden.
Sokrates:
Dann ist eine Verpflichtung
eine Verbindung?
Elpinor:
So sehe ich es.
Sokrates:
Und was macht sie gültig?
Der Wille – oder die Pflicht?
Elpinor:
Beides.
Ich entscheide,
aber ich weiß auch,
dass andere sich darauf verlassen.
Sokrates:
Also ist eine Verpflichtung
mehr als ein Wunsch?
Elpinor:
Ja.
Ein Wunsch kann vergehen.
Eine Verpflichtung bleibt.
Sokrates:
Und wenn sie dich überfordert?
Elpinor:
Dann ist es schwer.
Aber gerade darin liegt wohl ihr Ernst.
Sokrates:
Und ist jede Verpflichtung gut?
Elpinor:
Nicht jede.
Manche werden auferlegt
gegen den Willen.
Sokrates:
Dann gibt es freiwillige
und erzwungene?
Elpinor:
Ja.
Und nur die freiwilligen
sind aufrichtig.
Sokrates:
Und warum verpflichtest du dich?
Elpinor:
Weil mir etwas wichtig ist.
Weil ich nicht nur für mich
leben will.
Sokrates:
Dann ist eine Verpflichtung
auch ein Zeichen der Liebe?
Elpinor:
Oder der Treue.
Oder des Respekts.
Sokrates:
Dann trägst du deine Last nicht,
weil du musst –
sondern weil du willst.
Elpinor:
Ja.
Und das macht sie leichter.
Sokrates:
Dann, Elpinor,
hast du nicht nur eine Verpflichtung –
du hast auch einen Sinn.
Verpflichtung ist etwas, was andere von mir erwarten oder was ich mir selber auferlege. Oft ist eine Verpflichtung lästig und mit Widerwillen behaftet. Warum? Weil Verpflichtung von anderen erwartet oder sie einem auferlegt wird. Dann wehre ich mich ein wenig innerlich dagegen und ich versuche, sie ganz schnell hinter mich zu bringen. Kann es sein, daß Verpflichtung etwas Leichtes ist? Ja, wenn ich sie mir selbst auferlegt habe und sie von Herzen kommt und sie mir selber auch Freude bereitet. Das soll es geben. Ich weiß, gegen eure zwei Beiträge komme ich mit meinem für manchen sicher stümperhaften Gedanken nicht an, aber es macht mir einfach Freude hier mitzuschreiben, irgendwie fühle ich mich verpflichtet dazu, komisch.
Schöner Beitrag Karin, mich überzeugen die Suchenden, sich selbst Infragestellenden, viel mehr als die Behauptenden. LG Peter
Verpflichtung ist die Vorstufe zur Verantwortung.
So wie die Kindheit vor dem Erwachsensein..
Als Kind erfüllen wir die Erwartungen der Eltern,
weil wir den Sinn noch nicht verstehen.
Erst wenn wir den verstehen, kommt Freude auf.
Für Peter; aus Behauptung wird Feststellung.
Verpflichtung ist etwas, was uns seit Menschengedenken, vor allem von unseren Müttern beigebracht wird. Sie haben die meiste Erfahrung, was Menschen brauchen, um zu überleben
und unsere Fähigkeiten zu entfalten.
Unterstützt werden sie in unserer Gesellschaft, durch Kindergärtnerinnen, Lehrer/innen und Ausbilder/innen für einen Beruf.
Ziel der Ausbildung ist das Entwickeln von Verantwortungsbewusstsein.
Da Ausbildung auch mit Regeln verbunden ist, entstehen zwei neue Gefühle,
die uns vorher unbekannt waren.
1. Der Widerwille gehen alles, was stört, uns frei zu entfalten,
2. Das Gewissen, das sich meldet, wenn wir gegen angelernte Regeln verstoßen.
In unserer modernen Industriegesellschaft hat sich der Schwerpunkt der Erziehung auf Leistung und Nutzen verlagert und so wurde aus dem ursprünglich sozialen Wesen, ein nützlicher Mensch, dessen Interesse mehr auf den eigenen Nutzen gerichtet ist.
Verbindlichkeiten wurden dadurch unverbindlicher.
Früher hatten weltweit Religionen dafür gesorgt, dass Regeln eingehalten wurden.
Erst die französische Revolution (1789-99) hat durch Trennung von Kirche und Staat,
dazu beigetragen, dass religiöse Vorschriften, nach und nach, durch das bürgerliche Gesetzbuch
ersetzt wurden. 1948 wurden diese Vorschriften durch die Menschenrechte ersetzt, die aber von den einzelnen Ländern unterschiedlich interpretiert wurden.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte entschied mit Urteil vom 23. Januar 2025, dass Geschlechtsverkehr nicht zu den ehelichen Pflichten gehört, die man mit der Schließung der Ehe eingeht. Missbrauch wurde dadurch zur Straftat.
Diese Zusammenfassung war mir bei unserem Stammtisch zu umfangreich und reiche sie deshalb nach, für diejenigen, die außer bei Sokrates, noch eine 3. Meinung einholen möchten.