Was ist meine Philosophie? (5)

Ich bin die ewig Suchende.
Im ständigen Wandel.
In der ständigen Veränderung.
Wie das Leben,
das mich lebendig macht.
Ich lebe und sterbe.
Von Moment zu Moment.
Jeder Tag ist der Verlust
des vorigen Tages.
Der Verlust eines Tages.
Bis zu dem ich die war,
die ich gewesen bin.
Denn ich bin schon nicht mehr,
die ich gestern war.
Und ich werde es nie mehr sein.
Ich bin nicht mehr dieselbe
wie vor 10 Jahren.
Und doch, wer bin ich?
Gibt es ein ICH,
das allen Wandel überdauert?
Heraklit sagt:
Man kann nicht zweimal
im selben Fluss baden.
Frage:
Bin ich der Fluss?
Bin ich die Badende?

(Anmerkung: Corinna Brandl ist
Psychologische Psychotherapeutin,
-Verhaltenstherapie-, Lehrerin
Psychotherapie und Spiritualität.
Der vorliegende Text oben ist
die Einleitung ihres Vortrags,
den sie gestern
bei den Saurüsselphilosophen
gehalten hat.
“Was ist meine Philosophie?”
ist eine Vortragsreihe, in
der Mitglieder und Freunde
der Saurüsselphilosophen
ihre Lebensphilosophie auf
der Bühne des Amadeus Keller
in Bad Endorf vorstellen).

 

4 Gedanken zu “Was ist meine Philosophie? (5)

  1. Augustinus sagt:

    Liebe Corinna, vielen Dank für diesen Vortrag. Er hat mich sehr beeindruckt. Auch Ich bin ein Suchender. Vielleicht ist die Suche Teil meiner Lebensphilosophie. Die Suche nach Erkenntnissen, nach Erfolg, nach Glück, Gesundheit, nach Geborgenheit, usw.

  2. Kuhn Hans-Peter sagt:

    Ich finde die Einleitung von Corinna sehr schön. Was schön ist, ist eindrucksvoll und beeindruckend!
    Hier werden auch Aussagen gemacht. Gleich zu Anfang und ohne Zögern.”Ich bin die ewig Suchende.” Eine monolithische Konstante mit Nachhall in Raum und Zeit.
    “Im ständigen Wandel”, ein Paradoxon offenbart sich!
    Wir sind in der Lebensmittelabteilung des philosophischen Supermarktes, “Food for thought”.
    Giscard D’Estaing verlangte 1974 in seiner Regierungserklärung: “Konstanz in der Wandlung”!
    Corinna, ich danke Dir, ehrlich!!!!

    1. Bettina sagt:

      Vielleicht wäre eine Herausforderung zum Wandel auch ein Wandel vom “ich” zum “du” oder “wir”. Im Beitrag, auf den Du antwortest, ist 13 Mal ein “ich”.
      Wenn man die Erfahrung und Prägung und die Gene inclusive der Epigenetik ausschalten und sich jeden Tag neu erfinden könnte, das wäre schon schön.
      Spätestens wenn man Eltern wird, aber meistens schon vorher in Beziehungen, merkt man, wie schwer es ist, eingeschliffene Verhaltensweisen abzuschütteln.

  3. Crimmann sagt:

    Wenn es keine Kontinuität des Ich-Selbst gäbe, gäbe es keine Verantwortungsnotwendigkeit, kein Versprechen, kein Menschsein. Mensch ist Akt und Sein. Übrigens: das große Thema in den Romanen von Max Frisch. Bin ich White oder Stiller? Bin ich Gantenbein oder Enderlin? Bin ich Faber der Lover oder Faber der Vater? R.P. Crimmann

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