Wer bestimmt die Definitionen?

Begriffe sind
die Gemarkungen
der geistigen Welt
und ihre Grenzwächter
sind die Definitionen
(das lateinische
„definire“ heißt
„abgrenzen“).
Und wie immer bei
Grenzen, gibt es auch
Grenzstreitigkeiten.
Definitionen
sind also nie fest.
So sehr sich auch
machtvolle Spieler
wie Experten,
Autoritäten,
Institutionen,
und Medien
für ihre Definition
einsetzen, so wenig
entscheiden sie
über Inhalt,
Form,
Vielfalt
und Wandel
einer Definition.
Das besorgt die
Sprachgemeinschaft.
Also wir alle
und jeder Einzelne.
So weist die
kürzeste
Definition
der Vernunft von
Großmeister Kant
(von einer
KI erstellt)
35 Worte auf.
Meine nur 8
Die Definition
von Kant ist
großartig.
Meine weniger.
Aber ich kann
besser mit
ihr leben.

 

11 Gedanken zu “Wer bestimmt die Definitionen?

  1. Ekkehard sagt:

    Unsere Sprache ist vieldeutig und darin können bisweilen Definitionen nur themenbezogen eindeutig sein. Definitionen der Allgemeinheit helfen meist nur als Meinungsschwerpunkt. Der gesunde Menschenverstand ist eben kein philosophisches Hilfsmittel.
    Die Schwierigkeiten zeigten sich schön bei dem Stammtisch vom 28.2. Ich hatte mich eigentlich auf das Thema um Egoismus gefreut. Da gibt es ein weites Feld der Denkansätze um den sogenannten „erweiterten Egoismus“ in den Naturwissenschaften, der Philosophie, selbst Religion (Nächstenliebe – Eigenliebe), wobei klar ist, dass der Begriff vornehmlich negativ besetzt ist.,
    Unsere Diskussion um die Definition war sehr kurz: Egoismus kann nur negativ sein – aus. Wie negativ, wurde auch eingehender behandelt. Das Thema des Abends, „würden wir ohne Egoismus besser leben?“ wurde meines Erachtens überhaupt nicht behandelt. Wie auch, wenn Egoismus nur negativ sein kann?

  2. Karin sagt:

    Ich habe den Text schon mehrmals gelesen und auch eure Antworten und hatte einige Probleme damit.
    Ich würde es kürzer als Begriffsbestimmung verschiedenster Autoren
    über einen langen Zeitraum der Menschheit “definieren”. Die Ansichten
    über etwas ändern sich tatsächlich mit der Zeit und den Ansprüchen
    der Konsumenten, sprich Leser und Denker. Karlheinz bist du ein sehr 
    zeitintensiver Denker? Ich glaube schon, deinen langen Erklärungen und
    Antworten zu entnehmen. Ich bezeichne mich als Schnell-und Kurzdenker
    und werde dadurch nicht weniger kritisiert, da vielleicht dann auch zu oberflächlich.

    1. Monica Lieschke sagt:

      Was will Karheinz (ein Wort!) hiermit wem genau sagen? Noch eine weitere Spaltung? Die, die (laut Kh) selbst denken und die, die zitieren? Man selbst zählt sich natürlich immer zu den Selbstdenker*innen, hat jeden Gedanken selbst erstmalig gehabt. Selige Selbsttäuschung 😉
      Wie wäre es, dazu einmal ganz live einen echten Dialog zu wagen, auf Augenhöhe, damit man sich auch in die Augen schauen kann. Kh macht den Input? Arbeitstitel: Zu wieviel O-Ideen sind wir noch fähig, oder “Denken oder googeln?” Was war hier die Frage?… Oder ein kreativerer (da selbst erdachter) Titel unseres konsequentesten Selbstdenkers? Das brächte vielleicht doch mal was Neues zutage?

      1. Karlheinz Raum sagt:

        Wie soll Augenhöhe entstehen, wenn du schon beim Namen entweder einen Buchstaben wegläßt oder ein Zeichen hinzufügst.
        Altes Denken führt immer zur Polarisierung.
        Dialog erfordert erst einmal die Beseitung von Vorurteilen und eine gemeinsame Zielsetzung.
        Mein Beitrag war nur meine Antwort auf die Themenfrage “Wer?”
        Das war ich – Karlheinz

  3. Monica sagt:

    Nicht mal die Definition, dass ein Auto per definitionem zum Fahren bestimmt sei, ist inzwischen noch treffend. Denn die meisten Fahrzeuge sind heute (im Stau oder vor der Tür) zu Stehzeugen mutiert.
    Werden Wortbedeutungen allerdings – statt zu begrenzen – völlig entgrenzt und „frei“ und der jeweiligen Interpretation der Zeit, des Individuums oder Kulturraums, überlassen, dann wird Verständigung häufig zu Mißverständnis und Kommunikation anstrengend – ein Prozess, der voll „läuft“.
    Abkürzungsungeheuer und „Buchstabensuppe“ etwa wie LGBTQIA + (von Jugendlichen fließend wiedergegeben und alle paar Wochen erweitert) zeigen aber auch das entgegengesetzte Phanomen: Alle, die nicht spezifisch genannt und „definiert“ werden, scheinen automatisch ausgegrenzt zu sein oder sich so zu fühlen. Eine cis Frau/ein cis Mann schließlich ist per noch junger Definition eine (glückliche?) Person, bei der die Geschlechtsidentität und das biologische Geschlecht einer Person übereinstimmen. Uff. Auch anstrengend irgendwie.
    Ja, alles fließt, meinten meine Vor-Kommentatoren (wo bleiben die *innen?!) – und was bleibt uns somit anderes übrig, als mit Sprache pfleglich umzugehen, was wir sagen wollen möglichst begreifbar zu machen, indem wir von vielen Begriffen den vermeintlich treffsichersten wählen und manchmal sicherheitshalber auch noch erläutern. Das setzt jedoch sprachlichen Reichtum und Diversität voraus, während Sprache eher verarmt. Oder kommen wir nur mit den neuen Wortgespenstern nicht gut zurecht? Von guten Autor*innen und jungen Leuten lernen …

  4. hans-peter kuhn sagt:

    Definitionen entwickeln sich in der Gesellschaft.
    Als Katalysatoren wirken dort opinion leaders (Lazarsfeld). Dieses Phänomen wird auch im “Tipping Point” sehr schön und nachdrücklich beschrieben.
    Schon Heraklit sagte: “Alles fliesst!”
    Und wir laufen mit.

  5. Hans Zangl sagt:

    Wenn mit Definition ein gemeinsames Verständnis einer Menschengruppe über “Etwas” erreicht werden soll, geht es nicht um “wer” sondern um “wie” und “wozu”. Das “Wer” ist gelenkt durch Ego, Marketing und Macht.

  6. Peter Deller sagt:

    Dass sich die Definitionen mit dem Fortschritt unserer Kenntnisse ändern, entspricht sowohl dem gesunden Menschenverstand als auch der wissenschaftlichen Denkweise. Jedes Erkennen ist gleichzeitig auch ein Erweitern der subjektiven Definition des Erkannten.

    LG Peter

  7. Karlheinz sagt:

    Da war wohl das Thema über Egoismus Vater des Gedanken.
    Ob dieser Begriff begrenzt werden kann, ist eher bedenklich als bedeutsam.
    Für mich eher grenzenlos. Ich wüsste auch niemand, der das bestimmt.
    Selbst KI ist dazu nicht fähig.
    Es sei denn, man definiert Definition selbst nach lateinischer Bedeutung von damals.
    Früher gab es Institutionen, die das bestimmt haben. Obrigkeiten, Religionen, Gerichte, Gesetz oder Eltern. Jedenfalls immer autokratische Instanzen. Zur obersten Instanz wurde damals Gott ernannt und seine irdischen Vertreter haben das überwacht. So war das einmal.
    Heute ist man so „frei“, dass man selbst bestimmt. Man glaubt zumindest, dass man weiß, wo die Grenzen sind. Ob nun die künstliche Deutung von Kant schlüssiger ist, als die kurze von Detlev, hängt davon ab, ob die Erklärung logisch ist – oder wie sie der Empfänger versteht.

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