Warum ist etwas und nicht nichts?

Entfernen Sie
gedanklich alle
Dinge aus der
Welt, die Sie kennen.
Fangen Sie mit dem
Schreibtisch an,
dann entfernen
Sie den Ort,
in dem Sie leben,
das Land, Sonne,
Mond und Sterne.
Haben Sie jetzt das
Nichts erreicht?
Weil die Welt leer ist?
Ja, sie ist leer,
aber sie ist nicht nichts.
Sie sind noch da,
in Raum und Zeit.
Sie können sich nicht
selbst wegdenken,
denn Sie können das
anschließende Nichts
nicht beschreiben.
„Die Grenzen
meiner Sprache
bedeuten die Grenzen
meiner Welt.“
Sagt Ludwig Wittgenstein.
Und er sagt noch:
„Worüber man nicht
sprechen kann,
darüber sollte
man schweigen.“

7 Gedanken zu “Warum ist etwas und nicht nichts?

  1. Monica sagt:

    Ich war nicht dabei… Möglicherweise hätte die Perspektive eines Buddhisten/einer Buddhistin die Runde aufgemischt. Ich habe geübt, gesessen, meditiert und dies NICHTS nie ganz zu greifen bekommen, aber eine Ahnung schnappte ich schon. Der Widerspruch liegt ähnlich wie beim Glück wohl darin, dass man das Nichts nicht aktiv erkämpfen, erüben etc kann, sondern es -wenn überhaupt – nur zulassen kann, durch Loslassen und die völlige Aufgabe des „Anhaftens“. (Dinge, Menschen, Gedanken…Erinnerungen, Hoffnungen, Erfahrungen, Willen)
    In diesem Nichts- so heißt es -liege das Alles und Alles Eins. Macht im totalen Widerspruch irgendwie Sinn, finde ich. Da wir das große Loslassen spätestens im Moment des Todes erfahren, vielleicht spätestens dann. Vielleicht …

    1. kuhn hans-peter sagt:

      Liebe Monica,
      Ich habe irgendwo mal gehört oder gelesen, dass Nirvana das grosse Loslassen von Geist Körper bedeutet.
      Das heisst im Nirwana BIN ich nicht mehr, denn Sein ist die Zweifaltigkeit von Geist und Körper.
      Wo ergibt sich da irgendwie Sinn?
      Der Moment des Todes erscheint als eine Art negativer big bang.
      Ich kann noch warten!

      1. Monica Lieschke sagt:

        Negativer Big Bang ist schön… die große Stille, das große Nichts, in die das Alles fließt und jede Trennung – auch die von Körper und Geist -aufgehoben ist.
        Falls nicht im Hier und Jetzt, oder im Retreat erfahrbar- dann kann ich mich auch gedulden, wie Du meinst 😉

  2. Karlheinz Raum sagt:

    Zum Glück erreichte mich das neue Thema „Nichts“ noch vor dem Abschalten meiner Gedanken zum Endorfer Gesprächskreis, gestern Abend.
    Dem Herrn Wittgenstein kann ich nicht folgen, denn nach dem Nichts wird es erst richtig spannend. Da beginnt nämlich die „Geistige Welt“ des Menschen, die uns von anderen Lebewesen unterscheidet. Es ist die Welt der Träume, Phantasien, Magie, Glaubens, Wunder, Gottes. Praktisch, alles, was wir mit unseren Sinnesorganen nicht wahrnehmen können.
    Was wäre der Mensch ohne sein Vorstellungsvermögen?
    Eine Welt ohne Liebe, denn auch sie kommt aus dem Nichts. Wie die Musik, die Malerei, Erfindungen, Literatur – um nur einige davon zu nennen.
    Der Gedanke „Wo nix is, is nix“, stammt wohl noch aus der Steinzeit. Oder wenigstens vor den griechischen Philosophen. Selbst die Sumerer, Zoroaster und altpersischen Priester beschäftigten sich bereits mit der Welt jenseits der Materie. Man konnte sie nur schwer beschreiben und benutzte dazu Bilder, die eine andere Bedeutung hatten, als die Beschriebenen.
    Oft fehlen uns dazu die Worte oder wir beschreiben sie mit Okkultismus, Esoterik, Zauberei, Religion.
    Da ist die englische Sprache klarer. Da ist alles, was wir nicht sehen können „no-thing“ oder „no-body“.

  3. hans-peter kuhn sagt:

    Wir können über das Nichts nicht sprechen, denn es ist für uns unerfahrbar.
    Wenn nichts ist, dann sind auch ich und mein Bewusstsein nicht.
    Klingt doch ganz einfach oder!!!???
    Also ich folge Herrn Wittgenstein und halte besser die Klappe…

    1. Ralf-Peter Dr. Crimmann sagt:

      Wittgenstein schreibt im Vorwort zu seinen “Philosophischen Untersuchungen”, dass ihm in seinem Tractatus “schwere Irrtümer” unterlaufen sind. Einer dieser Irrtümer besteht m.E. im Satz 5 des Tractatus. Wenngleich berühmt, so doch unwahr: “wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen.” 1. Kann man über das Nichts ( Nicht-Etwas) sprechen. Das belegt die Philosophiegeschichte ( Gen 1,2. Gen 2,5., Parmenides, Anaximander oder Thales).
      2. Gerade über das, wovon man logisch nicht reden kann, über das kann man singen, seinem Gefühl für das Translogische Ausdruck geben.

  4. Inge Witt sagt:

    Der Mensch sehnt sich nach der Fülle des Lebens. Die kann vermutlich gerade in der Stille und im Ausblenden aller materieller Dinge erlebt werden. Obwohl da nichts ist, erfährt er doch eine Nähe – zu Gott und sich selbst – warum ist das so?

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