Ja, es bleibt niemand verborgen: Die Mieten steigen, von Frankfurt-Nordend bis Berlin-Kreuzberg. Und, noch schlimmer: Zunehmend werden Mietwohnungen knapp, der Bestand wird munter aufgekauft, saniert – und teuer als ETW wieder auf den Markt geworfen, wo Reiche, Besserverdiener, Schwaben und reiche Chinesen zugreifen.
Im Frankfurter Europaviertel – dessen Gestaltung & Geometrie inzwischen stark an Pjöngjang erinnert – sind 17% der Käufer aus der kapitalistischen Volksrepublik. Verständlich,denn schliesslich ist so der Weg bis zur Goethestrasse, wo es Rucksäcke für den globalen Unternehmensberater schon ab 2720 Euro aufwärts gibt, nicht mehr so weit und beschwerlich wie von Peking. Das Hauptproblem jedoch ist hausgemacht. Es ist speziell der deutsche ältere und wohlhabende Mensch der den jüngeren deutschen Mensch, insbesondere dem vom linken Gedankengut vorgeschädigten, durch seine Renten- und Rentier-Kaufkraft heraus- und überfordert. Für diese soziologisch und psychlogisch labile Gruppe kommt die monatliche Konto-Aufbesserung nicht durch die BfA (gut) oder Boston Consulting (besser) sondern eher durch einen Mindestlohn-Teilzeit-Selbstausbeutungs-Job bei Verdi oder einem lokalen Craft-Bier Brauer. Saßen sie bisher gemütlich auf der Couch und öffneten ein oder zwei Kasten Flens und machten sich dann auf zur „Refugees welcome“ Party, stellten Sie bei Rückkehr fest,dass eine Mieterhöhung im Briefkasten lag oder gleich das ganze Häusl den Besitzer und Nutzungzweck wechselte. Die gehobene Geriatrie übernimmt zunehmend in deutschen Wohngebieten das Bleiberecht – und der akademisch vermittelte Sozialismus kann – wie immer – nichts daran ändern. Im Gegenteil: die Mietpreisbremse wirkt als Motor der Umwidmung. Wo aber Gefahr ist, wächst das rettende auch. Hölderlin hatte recht: immer wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommtvon irgendwo ein kleines Hoffnungslichtlein her.Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Alterskohorte, die es zunehmend in die Innenlagen der Städte zurück zieht, zieht es gleichzeitig auch wieder hinaus, bevorzugt mit einem elektrisch angetriebenen Monstrum auf zwei Rädern, massivem Rahmen, ziemlich hohem Lenker und einer schweren Batterie samt Motor – ja genau: dem PEDELEC. Von und mit dem verunfallten 2016 deutschlandweit 3901 Fahrer. Von denen 62 verstarben. Von denen wiederum 57 älter als 65 Jahre waren.Da so ein Exemplar preislich zwischen 2700 bis – locker – 6500 Euro zu Buche schlägt ist von einer gewissen Kaufkraft der Benutzer auszugehen. Auf jeden Fall und statistisch gesichert: jeder 62. Unfall mit einem Pedelec endet tödlich. Und das ist deutlich höher als beim „normalen“ Rad-Unfall, da stirbt „nur“ jeder 234. Das Wachstum dieser tödlichen Geräte ist rasant – die Durchdringungsrate noch gering, es besteht also Hoffnung auf jede Menge an post mortem Nachrichten über diese wundervolle Bereicherung des Verkehrswesens. Da jeder ablebende Pedelec-User neben einem tränenreichen Nachruf auch eine leerstehende (oder zumindest zu grosse) Wohnung hinterlässt, steigen die Chancen, das sich das Markt-Angebot an Wohnraum durch die wundersame Vermehrung der Pedelecs demnächst angenehm vergrössert. Es gibt 73 Millionen Fahrräder in Deutschland, Experten schätzen eine Pedelec Rate von 50% schon in naher Zukunft und nun rechnen wir mal hoch….Wir dürfen also alle in Plastik verpackten Rennradfahrer herzlich darum bitten, auf das Volksganze Rücksicht zu nehmen und ihren individuellen Frust (Hass?) zu zügeln, wenn ein in Safari-Weste gewandetes Gender-Elektro Exemplar Sie im Anstieg auf die Saalburg mit 250 Watt 75 Newton Meter und voller Christbaum Beleuchtung hinter sich lässt. Lächeln Sie. Freuen Sie sich. Gönnen Sie den Elektrifizierten ihre Triumphe. Jeder, der an Ihnen vorbeirauscht, könnte schliesslich demnächst eine Wohnung für Sie frei machen.
Und mit diesem angenehmen Gedanken verabschieden wir uns für heute.