Wie konnte eine Linkspolitikerin aus Finnland dem Rechtsruck widerstehen?

Als Li Anderson
gefragt wurde,
wie sie ihren
spektakulären
Rekord bei den
Europawahlen erkläre,
sagte sie: „Vielleicht
liegt es daran, dass
ich auf Fragen
wirklich antworte?

Sie hatte als
Einzelperson 247604
Stimmen in Finnland
bekommen und wäre
als Partei mit 13,5 %
auf dem dritten
Platz gelandet.
Hier zwei beliebte
Klassiker-Nicht-Antworten
der sonstigen Politiker:
Die Erste:
Der Gefragte sucht sich
ein Stichwort aus der Frage
aus und spult dann, völlig
an der Frage vorbei, ab,
was ihm dazu einfällt.
Die Zweite:
Der Gefragte sucht frei
nach dem alten Witz
seine Antwort nicht dort,
wo er den Schlüssel
verloren hat, weil es dort
dunkel ist, sondern weit
entfernt da, wo Licht brennt.
Der Rest der Antworten ist
„phraseologisches Sperrholz
aus dem Politiker
ihre Antworten grob
zusammenzimmern“ (Zitat SZ).
So weit, so blöd.

9 Gedanken zu “Wie konnte eine Linkspolitikerin aus Finnland dem Rechtsruck widerstehen?

  1. Karin sagt:

    Karlheinz hat sicher diejenigen gemeint, die schon mal gewählt waren, deren Programm man kennt, und die nochmals gewählt werden wollen. Oder irre ich mich da auch?

  2. Peter Deller sagt:

    Zu Detlevs Fragestellung: Politiker antworten nicht mehr, was sie gefragt werden, sondern erzählen irgendeinen leicht verdaulichen, gut klingenden Scheiß. Beim reflektieren über dieses Thema bin ich über mich selbst gestolpert. Es sind nicht die Volksvertreter, mit ihren nervigen, ausweichenden Antworten, es sind schon auch wir: das zu vertretende Volk. Beispiel: Seit 47 Jahren arbeite ich nun schon als Handwerker. Das war insgesamt nicht schlecht, ich glaube ich würde mich wieder so entscheiden. Aber jetzt kann ich in zwei Jahren in die gesetzliche Vollrente gehen. Ich weiß sehr genau, dass das Verhältnis der Einzahlenden und der Bezieher längst nicht mehr passt vor dem Hintergrund einer, Gottseidank, erheblich gestiegenen Lebenserwartung. Nun mein Punkt: Würde sich ein Politiker trauen, dieses Missverhältnis zu diskutieren und zu reformieren (sicher nicht zu erwarten), dann würde ich ihn nicht wählen. Fuck, meine Knie tun weh, ich möchte nicht mehr weiter fremdbestimmt werden, ich möchte nicht nochmal x Jahre dranhängen. Ich würde diesen ehrlichen, verantwortungsbewussten Politiker nicht wählen.
    LG Peter

    1. HANS PETER KUHN sagt:

      Tröste Dich!
      Die Probleme mit der Rente gehen nicht nur auf gesteigerte Lebenserwartung zurück, sondern auch, zumindest zum gleichen Teil, auf fehlende Geburten.
      Also ab in die Rente und: Schämen soll sich der, der schlecht über Dich denkt.

  3. Monica Lieschke sagt:

    Zuhören, Zutrauen, Vertrauen und deren Fehlen.
    Ja zu Lil Andersson!!
    Analysen von Wahlergebnissen werden aussagekräftiger mit dem Abstand zum Geschehen.
    Schnell rausgehauene Erklärungen führen nur weiter in die Irre.
    Einfach? Nee, ist das heut sicher nicht mehr.
    Der Fokus hier mal nur auf die jugendlichen Erstwähler und den Schock den sie auslösten -auch bei Befürwortern der Wahlpflicht ab 16 – und nun medial rauf- und runter-interpretiert.
    Zuhören: Man bewegt sich auf TikTok wie auf Spotify -Sprache, Bilder, Tempo, Eingängigkeit…nun wird eilends kopiert, was die AfD längst kapiert.
    Nicht unterschätzen, aber auch nicht über.
    Zutrauen: Klima rückte in gefühlter Relevanz vom Zentrum an den Rand. Was heißt rückte? Verdrängt von einem Krieg vor der Tür, Inflation, mangelndem Wohnraum, mangelnder Perspektive und Sicherheit, drohender Rentenlücke. Gefüllt von einer Menge Zukunftsängste.
    Diese zu bewältigen trauen 25% der jüngsten Wähler der AfD und 25% neuen Parteien zu. Vielleicht richten die´s ja.
    Wer unsere Sprache spricht (oder so tut), versteht uns. Die restlichen 50% verteilen sich auf etablierte Parteien, weniger im Vertrauen als im Mangel an Alternativen.
    Vertrauen? Mangelware durch alle Wählerschichten insbes. aber bei den Jungen- egal ob in Politik, Nationalstaat oder Europa. Wertvoller Rohstoff.
    Das Hauen und Stechen gegeneinander, das Haken schlagen (was interessiert mich meine Entscheidung von gestern?!). Die wortgewaltige Hilflosigkeitund all das Geschwafle. Drohen zur Tagesordnung zu werden. Ist halt so mit der Politik. Multikrisen im Alleingang zu lösen? Man ahnt, das gelingt nicht.
    Kooperation, gemeinsame Ziele vor die eigenen zu stellen? Sorry, geht jetzt nicht- Wahlen!
    Immerhin 75% der Erstwählerinnen finden Europa wichtig und erkennen die Beschränkung nationalstaatlicher Problemlösekompetenz.
    Man sollte vielleicht wieder mehr m i t Jugend als ü b e r sie reden- und auch das schon in all ihrer Vielfalt.

  4. Karlheinz sagt:

    Die Antwort ist einfach und liegt in der mangelnden Kongruenz zwischen Reden und Handeln.
    Wer hält, was das Wahlprogramm verspricht, wird gewählt. Das Volk hat mehrheitlich noch nationale Interessen und die nennt man „rechts“.
    Europa wird erst gewählt, wenn die Not oder Gefahr so groß ist, dass sie das eigene Volk nicht mehr lösen kann.

    1. HANS PETER KUHN sagt:

      Deine Aussage “Wer hält, was das Wahlprogramm verspricht, wird gewählt” führt in die Irre.
      Um halten zu können,was das Wahlprogramm verspricht, muss man ja erstmal gewählt sein!

      1. Karlheinz sagt:

        Wenn man meinen Beitrag nicht polarisiert, erkennt man, dass Wahlversprechen von Kandidaten gegeben werden, um gewählt zu werden. Bitte nachdenken vor irren.

        1. HANS PETER KUHN sagt:

          “Bitte nachdenken vor irren.”
          Mein lieber Karlheinz, das ist genau der Punkt!

  5. HANS PETER KUHN sagt:

    Ich habe ein Abo für das französische Fernsehen und die deutschen Kanäle und sehe politische Talkshows und Podiumsdiskussionen aus beiden Ländern.
    Die Kulturen sind sehr unterschiedlich. In Deutschland herrscht ein sachlicher und höflicher Ton.
    In Frankreich quatschen laufend mehrere Personen gleichzeitig und die Tonart ist agressiv, machmal sogar abfällig.
    Beiden politischen Kulturen ist gemeinsam, dass auf Fragen der politischen Beobachter nicht geantwortet wird. In Frankreich wird nicht nachgehakt, in Deutschland (Lanz + Ilgner) wird nachgehakt. Leider jedoch in den meisten Fällen ohne Erfolg.
    Ich meine, in dieser Hinsicht gleichen sich die Politiker aller Länder und Lager.
    Ich stimme zu: “So weit, so blöd.”
    Ich ergänze: Der Post von Detlev beschreibt ein kosmopolitisches Phänomen!

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