„Wenn Freiheit
überhaupt etwas
bedeutet, dann
das Recht, den
Menschen zu sagen,
was sie nicht
hören wollen.“
GEORGE ORWELL
ODER
„Ich mag verdammen,
was du sagst,
aber ich werde
mein Leben dafür
einsetzen, dass
du es sagen darfst.“
VOLTAIRE
Lieber Wolfgang.
Du sprichst mir aus der Seele und entschädigst mich für meine Abwesenheit am letzten Mittwoch 2023. Ein guter Start 2024, der beweist, dass eigene Gedanken wirkungsvoll sein können..
Meine eigene Kurzergänzung lautet;
Freiheit ohne Verantwortung ist verantwortungslos.
Guten Abend,
hier ein Nachtrag zum gestrigen Thema:
“Gibt es eine Freiheit ohne Verantwortung?”.
Freiheit ist eben dadurch frei, dass sie durch nichts bedingt ist. Jede Sache, die bedingt ist, ist also nicht frei. Gäbe es Freiheit nur mit Verantwortung, wäre sie bedingt und somit nicht mehr frei. Dann könnten wir die Freiheit nicht mehr Freiheit nennen.
Ich habe Freiheit definiert als “Wahlfreiheit unter allen Möglichkeiten”.
Der Mensch hat die Freiheit, die schlechteste Möglichkeit zu wählen, die z.B. Putin gewählt hat, oder die beste Möglichkeit, die z.B. Mutter Theresa gewählt hat. In diesem Spektrum aller Möglichkeiten haben wir absolute Freiheit. Also einer Freiheit, die ich nicht jemandem geben oder nehmen kann. Gott hat uns die Freiheit so absolut gegeben, dass wir sogar die Freiheit haben, uns gegen IHN zu entscheiden.
Ein Einwand war: Diese absolute Freiheit gäbe es nicht, denn als Adam und Eva den Apfel gegessen hatten, sind sie schließlich des Paradieses verwiesen worden. Das würde zeigen, dass es absolute Freiheit nicht gibt.
Dieses Beispiel bestätigt jedoch meine Denkweise, denn die beiden hatten tatsächlich die absolute Freiheit, diesen Apfel zu essen. So wie uns bis heute täglich Menschen beweisen, dass sie die Freiheit haben, gegen jede Gesetze und Gebote zu verstoßen.
Natürlich hat jede Wahl aus dem Fundus aller Möglichkeiten auch Auswirkungen und Konsequenzen. Positive oder negative. Dies ist jedoch kein Argument gegen die absolute Wahlfreiheit. Schließlich wählen wir aus dem Fundus aller Möglichkeiten immer die aus, die wir gerade für die allerbeste halten. Ob sie die beste ist, wissen wir nicht. Das erfahren wir durch die Konsequenzen unserer Tag, und möglicherweise werden wir beim nächsten Mal eine andere Wahl treffen. Manchmal lernen wir ja auch etwas.
Und genau dieses Prinzip funktioniert ja nur, wenn wir die absolute Freiheit der Wahl haben. Und weil es diese Freiheit gibt, ist die logische Konsequenz immer Schuldlosigkeit. Sünde gibt es nicht. Es ist eine Erfindung der Kirche.
Ein weiteres Argument war:
Absolute Freiheit könne es nicht geben, weil ich z.B. nicht die Möglichkeit hätte, 100 Meter in 5 Sekunden zu laufen. Dieses Beispiel kann die absolute Freiheit der Wahl zwischen allen Möglichkeiten nicht widerlegen. Denn die Freiheit, etwas zu tun, kann sich ja nur auf Möglichkeiten beziehen, und nicht auf “Unmöglichkeiten”. Freiheit ist nur zuständig für “Möglichkeiten”. Unmöglichkeiten kann ja sowieso keiner tun. und so ist der 100 Meter Lauf in 5 Sekunden eine Unmöglichkeit, die also nicht zum Gegenbeweis für die absolute Wahlfreiheit zwischen allen Möglichkeiten dienen kann.
Freiheit ohne Verantwortung gibt es also, denn es ist eine “Möglichkeit”.
So widerspreche ich auch der Behauptung, Freiheit sei nur “sozial” zu denken, in dem Sinne, dass es meine Freiheit nur geben könne, solange ich die Freiheit eines anderen nicht einschränke. DOCH! Natürlich kann ich mir Freiheiten nehmen, die die Freiheit anderer sogar drastisch einschränkt. Dies ist doch keine “Unmöglichkeit”. Und es gibt durchaus Menschen, die sich nicht um die Freiheit anderer scheren.
Wie eingangs gesagt: Freiheit ist die Wahlfreiheit zwischen allen Möglichkeiten, von der schlechtesten bis zur besten. Und jeder wählt das, was er “momentan” für das beste hält. Netanjahu hätte auch wählen können, die Hamas zu fragen: Was müssen wir tun, um die Geiseln wieder frei zu bekommen? Er hat eine andere Möglichkeit gewählt, die 10tausende das Leben kostet und die Feindschaft weiter vertieft. An den Konsequenzen unserer Wahl können wir lernen, oft leider auch nicht…..
Aber der Freiheit ist es völlig egal, welche Wahl wir treffen. Sie ist nur dazu da, uns überhaupt die “freie” Wahl zu ermöglichen. Ansonsten wären wir Marionetten. Und ich denke, es herrscht Konsens darüber, dass wir das nicht sind.
Beste Grüße,
Wolfgang
Lieber Wolfgang,
Der “soziale” Hintergrund der Freiheit ergibt sich aus unseren Lebens- und Überlebensumständen. Wir sind soziale Wesen, das ist eine Banalität und die conditio sine qua non dessen, das wir waren, sind und werden.
Freiheit definiert sich aus diesem Grunde innerhalb des Rahmens der “sozialen” Bedingungen unseres Zusammenlebens. Daraus resultiert Verantwortung.
Ich stelle jetzt mal die Umkehrfrage: “Gibt es Verantwortung ohne Freiheit?”
Wer nur Befehle befolgt, ist nicht frei und übernimmt keine Verantwortung! Wer unter physischem oder psychischem Zwang steht, wird nicht oder nur teilweise zur Verantwortung gezogen, denn er ist nicht frei.
Verantwortung impliziert Freiheit und Freiheit impliziert Verantwortung!
Du kommentierst ja selbst: “Verantwortung ist eine Ehre!” Ich darf das ergänzen mit: “Und die Freiheit ist Ihre Bedingung”.
Alles Gute zum Neuen Jahr
Hans-Peter
Bei Deinen letzten beiden Beiträgen verstehe ich nur “Bahnhof”.
Es ist nicht, dass ihnen nicht zustimmen kann, sondern ich verstehe überhaupt nicht, was du sagen willst!
Das wichtigste bei der Kommunikation ist nicht das, was du sagen willst, sondern das, was der andere versteht!!!
Vielleicht bin ich ungeeignet zum “Neuen Denken”??????
Lieber Hans-Peter,
es ging doch nur um die Frage, ob es Freiheit ohne Verantwortung gibt.
Diese Frage ist nur mit ja zu beantworten.
Deine Gegenargumente belegen dies ja:
Natürlich hat jeder die Freiheit, sein Handeln den “sozialen” Bedingungen anzupassen. Und es ist im gesellschaftlichen Kontext oft sinnvoll, dies zu tun. Manchmal aber auch nicht. Dies ermöglicht uns nur die “absolute” Freiheit, die eben nicht “sozial” bedingt ist.
Auch dein Beispiel mit dem Befehlsempfänger zeigt genau diese Freiheit. Jeder Befehlsempfänger hat doch die Freiheit, zu entscheiden, ob er einem Befehl folgt oder nicht. Natürlich kann er bedroht werden, wenn er ihm nicht folgt und es ist wiederum seine Freiheit, sich dem Befehl aus Angst zu unterwerfen, oder zu rebellieren.
Die Bundeswehr kennt sogar die Bestimmung, einen unrechtmäßigen Befehl NICHT auszuführen. Wenn er sich nicht traut, ihn zu verweigern, hat er selbstverständlich die Freiheit, ihn auszuführen,…. und anschließend die Konsequenzen zu tragen,… oder auch nicht. Er kann sich auch entziehen.
Freiheit lässt eben ALLE Möglichkeiten zu (natürlich nicht die Unmöglichkeiten).
Darum ist Freiheit durch NICHTS bedingt. Auch nicht durch einen sozialen Kontext.
Natürlich haben wir alle auch das Ideal, dass sich Freiheit immer orientiert am GUTEN, am sozialen Kontext, am Verantwortungsgefühl. ABER das ist ja gar nicht die Frage gewesen: in der Frage ging es nur darum, ob es Freiheit ohne Verantwortung gibt, und nicht darum, ob Freiheit ohne Verantwortung gut sei.
Dir auch ein glückliches neues Jahr.
Wolfgang
Lieber Wolfgang,
Die deutsche Sprache, wie auch viele andere in unserem Kulturraum unterscheidet zwischen Freiheit und Willkür.
Du setzt Freiheit und Willkür gleich.
Willkür handelt ausschliesslich nach eigenem Ermessen und eigenen Interessen, ohne Rücksicht auf andere und anderes.
Das entspricht aber nicht der Auffassung von Freiheit. Sonst würde man überhaupt nicht über Willkür reden.
Unbedigte Freiheit ist Willkür!
Ich wünsche ebenfalls ein glückliches Neues Jahr!
Hans-Peter
Ergänzung:
Ohne Verantwortung wäre Freiheit Willkür.
Die Wahl des reinen Willens!
Verantwortung ist der Preis, den wir für die Freiheit bezahlen oder die Belohnung, die uns die Freiheit zugesteht, wenn wir sie ergreifen.
Beide Sichtweisen erscheinen mir aufregend!
Da haben sich wohl die meisten an der Kasse vorbei gemogelt – auch Schwarzfahrer genannt.
Schwarzfahrer, igittigittt!
Da lobe ich mir die Trittbrettfahrer. Die riskieren nicht nur eine Geldstrafe, sondern können auch ganz schön auf die Schnauze fallen!
Prost Neujahr
Lieber Hans Peter,
aus meiner Sicht ist Verantwortung niemals ein “Preis”.
Verantwortung ist eine Ehre, eine Würde.
Hast du schon einmal gefühlt, wie erhebend es ist, die “richtige Antwort” gegeben zu haben?
LG Wolfgang