Nietzsche meint:
„Definierbar ist nur das,
was keine Geschichte hat“.
Der „Begriff der
Wahrheit“ hat mit
Sicherheit eine
lange und wechselvolle
Geschichte und wer
diese in einen Satz
klemmen will,
bildet vielleicht
1% davon ab.
Hat also Nietzsche Recht?
Gegenvorschlag:
Warum nicht
100 Wahrheiten
über die Wahrheit
definieren?
Hier das erste Prozent.
Jesus sagte von sich: “Ich bin die Wahrheit und das Leben”
Wahrheiten?
Nietzsche war mir schon immer zu kompliziert. Alleine schon, was er über das weibliche Geschlecht dachte.
Das funktioniert ohne Peitsche viel besser.
Wahrheiten lassen sich sogar quantifizieren.
Für mich ist alles wahr, was ich mit meinen Sinnesorganen wahrnehmen kann.
Das kann ich prüfen, beweisen, vergleichen und belegen.
Alles andere fällt unter Glauben.
Wenn ich das mit der Anzahl der Menschen multipliziere,
die ihre Erkenntnisse schon oder noch formulieren können,
habe ich die Zahl der Wahrheiten, die es gibt.
Damit jemand, der weniger darüber nachdenkt und erschrickt,
wenn es mehrere Milliarden sind, so sei er damit beruhigt,
dass viele Wahrnehmungen identisch sind, wenn der Standpunkt der gleiche ist.
Du magst Nietzsche nicht mögen, er mag aber Dich, denn Du bestätigst ihn (und wer wird nicht gern bestätigt):
Wahrheit kann man nicht definieren.
Was Du als Wahrheit beschreibst, ist bestenfalls eine esoterische Wahrheit. Wo bleibt der exoterische Anteil? Wo bleibt die Wahrheit an sich? Eine Wahrheit, die nicht in der privaten Subjektivität schlummert, sondern öffentlich von so vielen geteilt wird, dass sich darauf eine Gemeinschaft verständigen kann.
Für mich ist alles, was meine Sinnesorgane wahrnehmen real (objektiv) und Esoterisches abstrakt (subjektiv).
Es wird aber Wahrheit oft mit Wahrhaftigkeit, Offenheit oder Ehrlichkeit gleichgesetzt. Das führt zu Irritationen.
Für mich gibt es keine esoterische Wahrheit. Aber da sind wir dann wieder beim Standpunkt.
Das mit der Wahrheit ist so eine Sache. Ein Beispiel vorweg: Die Sonne geht im Osten auf und im Westen unter, wobei sie mittags im Süden steht – das ist die Wahrheit. Die Sonne geht aber nicht, sondern die Erde ist es die sich bewegt – das ist auch die Wahrheit. Wenn ich mich früher, bei langen Wanderungen orientieren musste und keinen Kompass dabeihatte, konnte ich mit Sonnenstand und Uhrzeit den richtigen Weg finden. Da konnte mir die Drehung der Erde wurscht sein.
Ja, die Wahrnehmung mit den eigenen Sinnen ist wichtig für die Wahrheitsfindung. Aber alleine ist sie zu wenig. Sie muss durch Erfahrung und Wissen unterlegt sein. Erst aus dem Zusammenwirken erkennt man die Wahrheit. Das ist aber immer eine subjektive Wahrheit.
Dabei meine ich auch, dass viele Tatsachen wahr sind, auch wenn sie nicht mit den Sinnen wahrgenommen werden können. Wir sind in einer Wissensgesellschaft. Den Satz „glauben heißt nicht wissen“ kann ich unterschreiben, weiß aber nicht, was dies mit der Wahrheit zu tun hat.
Darüber hinaus gibt es auch eine Wahrheit, die von der ganzen Gesellschaft getragen wird. Man kann sie vielleicht als objektive Wahrheit bezeichnen. Aber stimmt sie auch? Das ist für mich der entscheidende Punkt: Wahr ist etwas, was tatsächlich so ist.
Damit sind wir beim Gerichtsverfahren. Der arme Richter hat viele Zeugen geladen. Alle sind verpflichtet die Wahrheit zu sagen. Wir haben sogar Glück: alle sind ehrlich. Trotzdem sind vielleicht die Aussagen alle verschieden. Es gibt also unterschiedliche Wahrheiten, weil es eben subjektive Wahrheiten sind.
Fazit: Objektive Wahrheit ist das, was den Tatsachen entspricht. Subjektive Wahrheit ist das, was ich für tatsächlich halte. Wahrhaftig bin ich, wenn ich mich an das halte, was ich für die Tatsache ansehe.
Danke, jetzt habe ich es kapiert.