Ist der Mensch mit Vernunft begabt?

Ständig werden
wir aufgefordert,
vernünftig zu sein.
Im besten Fall
heißt das,
dass derjenige,
der auffordert,
davon ausgeht,
dass er und
wir dasselbe
Verständnis
von der Welt haben.
Also auf der
derselben Basis der
Vernunft gehorchen.
Im schlechteren Fall,
dass er das überlegene
Verständnis hat und
wir seiner Vernunft
folgen sollten.
Wenn wir das
durchschauen,
dann einfach
nachfragen,
was er unter
Vernunft versteht.
Dazu sagt
Bertrand Russel:
„Nach allem, was
man mir gesagt hat…
ist der Mensch
mit Vernunft begabt.
Ich habe ein
ganzes Leben nach
einer Bestätigung
dieser These
Ausschau gehalten –
leider ohne den
geringsten Erfolg.“
Wenn also wieder
einmal jemand von
Ihnen fordert, dass
Sie vernünftig
sein sollen, dann
ist er vermutlich
nur auf der Suche
nach der Vernunft.

12 Gedanken zu “Ist der Mensch mit Vernunft begabt?

  1. Hans Zangl sagt:

    Hier schreiben alle wunderbar um die Vernunft herum. Aber – was ist eigentlich Vernunft, kann man Vernunft definieren und wenn ja wie? Ist Vernunft eindeutig messbar oder je nach “Sichtweise” beliebig? Ist Vernunft personen- und/oder situationsabhängig oder allgemein?

    Von Philosophen/innen hätte ich mir hierzu Antworten erwartet!

    1. kuhn hans-peter sagt:

      Unter französischen Philosophierern gibt es ein geflügeltes Wort:
      “Beim Philosophieren fährt man in einem Kreisverkehr, von dem alle Ausfahrten in Sackgassen führen.”

  2. kuhn hans-peter sagt:

    Wir treffen viele Entscheidungen aus dem Bauch, aus dem Herzen, aus Emotionen. Die Vernunft hilft uns dann diese Entscheidungen, à posteriori”, als Produkte der Vernunft darzustellen. Wir rationalisieren! “Intuitions come first, strategic reasoning second.” Sagt Jonathan Haidt und das meinte wohl auch David Hume, wenn ich mich nicht irre (letzteres sagte übrigens Sam Hawkins, Winnetou I).

    1. Peter Deller sagt:

      Hallo Hans Peter, dem von dir zitierten Autor Jonathan Haidt gelingt es sehr gut, auch bei europäischen Lesern, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie die amerikanische Gesellschaft so tickt und warum zum Beispiel Linke und Rechte dort bereits in verschiedenen Welten leben (the rightous mind).

      Was nun Vernunft genau ist, weiß ich nicht, finde es jedoch vernünftig, sich auf den Weg zu machen und zu versuchen, zum Beispiel mit Jonathan Haidt, die Welt besser verstehen zu können, soweit uns das überhaupt möglich ist.

      LG aus Prien

      Peter Deller

  3. Monica Lieschke sagt:

    Un/Vernunft – eine Tugend?
    Vernunft-Begabung ist nicht gleich verteilt.
    Man kann vernunft-begabt u n d unvernünftig sein.
    Was genau in welcher Situation “vernünftig” ist/wäre – ist oft unklar und auch mal individuell.
    Ob Vernunft ein verlässlicher guter Kompaß im Leben ist, wer weiß schon.
    Vernunft kann man nicht „beigebracht“ bekommen, sie muß trainiert werden,
    das schließt Lernen aus Erfahrung ein.
    Vernunft kann seeeehr laaangweilig sein und Unvernunft prickelnd.
    Vernunft kann lebenswichtig sein.
    Unvernunft kann kreativ machen und neue Erfahrungen und Türen öffnen.
    Angeblich sind Heranwachsende u.a. deshalb unvernünftig, weil sich die beiden Hirnhälften in dieser Phase ungleichmäßig entwickeln.
    Doch sitzt Vernunft allein im Hirn?
    Ein innerer Dialog zw. Hirn, Herz, (Bauch) und Hand als solide Entscheidungsgrundlage wird zunehmend erforscht.
    Und es gibt seltsam ähnliche Reflexe auf Reize von außen.
    Steht irgendwo ein Schild „Frisch gestrichen“, dann wird das von überdurchschnittlich vielen sofort per Finger getestet 🙂
    Die Beliebtheit des grad vergangenen „unsinnigen Donnerstag“ im Chiemgau: Auch
    ein Indiz dafür, wieviel Spaß – und sei es vorübergehend- das Pfeifen auf Vernunft, der
    UnSinn und die Unvernunft bringen können und welche Sehnsucht danach
    auch besteht.
    p.s.
    1) ad Karl-Heinz: Durch Vernunft werden “Wilde” (??) zu zivilisierten Menschen?
    Solange es sich nicht um Kannibalen handelt, wissen wir inzwischen,
    dass wir von Indigenen jede Menge lernen könn(t)en.
    2) Wenn Vernunft (auch) mit Intelligenz korreliert, dann ist sie auch vererbbar.

    1. Karlheinz Raum sagt:

      Man könnte meinen Namen auch zusammen schreiben. Das ist erlernbar und eine Tugend, die nicht vererbbar ist. Sie wird nicht verteilt, sondern braucht Lehrer und Vorbilder. Die Anlage (Begabung) dazu hat jeder. Der Knackpunkt ist unser freier Wille. Es ist unsere Entscheidung, ob wir lernen und dadurch vernünftig werden, oder nicht.

  4. kuhn hans-peter sagt:

    Aus fernen Kindheitstagen klingt es mir noch in den Ohren: “Sei doch vernünftig!”

    Vernunft ist eine notwendige, jedoch nicht hinreichende Eigenschaft des Menschseins. Ohne die Beigabe von Spontaneität und Emotionalität ist es ihr unmöglich, sich zu entfalten.
    Da hat wohl auch die KI-Forschung noch einiges zu leisten…

    1. Ekkehard sagt:

      Bertrand Russel war ein großer Denker. Aber seine hier zitierte Aussage empfinde ich einfach als arrogant und ob Arroganz vernünftig ist, wage ich zu bezweifeln.
      Ich finde, dass viele Menschen, vermutlich die große Mehrheit, in ihren Lebensbereichen durchaus vernünftig agieren. Das ist oftmals anstrengend. Niemand ist jedoch allwissend und folglich in anderen Bereichen nicht zwingend kompetent.
      Heute werden wir mit Informationen überschüttet, Vieles interessiert uns auch, weshalb wir oft dazu eine Meinung bilden. Ob die immer vernünftig ist, erscheint keineswegs sicher.
      Schade, dass Russel nicht bairisch geschrieben hat. Dann hätte sein Zitat viel kürzer gelautet: „ Olle san Deppen!“ und das hätte er dann sicher doch nicht gesagt.

  5. Karlheinz Raum sagt:

    Für die Begabten habe ich diesmal nur 3 anthropologische Kurzthesen, die darauf beruhen, dass Vernunft ein göttlicher Talisman ist, der uns zum Menschen macht.

    1. Vorausgesetzt, wir kommen mit Menschen zusammen, die uns diese Tugend beibringen.
    2. Durch Vernunft werden aus Wilden zivilisierte Menschen.
    3. Vernunft ist nicht vererbbar.

    Viele Grüße an Herr Russel

      1. Karlheinz Raum sagt:

        Nur Vernunft gibt’s nicht. Siehe oben.
        Vernunft braucht man zur Lösung von Fragen.
        Dazu muss man die Frage verstanden haben,
        sonst braucht man erst gar nicht nach Vernunft zu suchen.

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