Ist Ethik wichtiger als Religion?

Religion werde missbraucht und
instrumentalisiert, um politische
und wirtschaftliche Interessen
durchzusetzen, sagt der Dalai Lama.
Man brauche daher eine
säkulare Ethik, die auch
für Atheisten und Agnostiker
hilfreich und brauchbar sei.
Er spricht von einer elementaren
menschlichen Spiritualität,
einer in den Menschen angelegten
Neigung zur Liebe, Güte und Zuneigung
und untermauert dies mit Hinweisen
auf evolutionswissenschaftliche Theorien
und Erkenntnisse der Gehirnforschung.
„Wir kommen nicht als Mitglied einer
bestimmten Religion auf die Welt.
Aber Ethik ist uns angeboren“,
ist die Überzeugung des 14. Dalai Lama.
Das ist Sprengstoff pur.
PENG!
Dass bei der Gelegenheit die
Religionen abgeräumt werden
und ihre Götter als höchste
Moralinstanz gleich mit.
Wunderbar.
Dass er bei der Gelegenheit
zwei neue, noch mächtigere Götter
einführt, die Evolution und die
Gehirnforschung.
Noch wunderbarer.
Denn beide gehen davon aus,
dass der Menschen von der
Natur programmiert ist.
Wir können dann ja wohl keine
Verantwortung mehr für unsere
Missetaten übernehmen.
Das muss schon die Natur.
Und einen strafenden Gott gibt
es dann ja auch nicht mehr.
Wir sind wieder im Paradies.
Warum zum Teufel schreiben
dann Menschen gegen die Natur
Menschenrechte und Verfassungen?
Damit erreichen die doch nur,
dass der Mensch für sein Tun
voll verantwortlich,
selbst die höchste Moralinstanz ist.
Sind die denn verrückt?

 

5 Gedanken zu “Ist Ethik wichtiger als Religion?

  1. kuhn hans-peter sagt:

    Ich mache mal einen Vorschlag: Was wir von der “Natur” mitbekommen, das ist der Überlebensinstinkt. Aus dieser Quelle fliessen unterschiedliche Stories und Ethiken. Diese sind so unterschiedlich wie “Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf” und der “Contrat Social”. Ich befürchte, dass die erste heute wieder zu Worte kommt, in den Strassen von Paris…

  2. kuhn hans-peter sagt:

    In seinem Buch “Sapiens – A Brief History of Humankind” schreibt Yuval Noah Harari über die “Cognitive Revolution”. Die Menschen entdeckten ihre Fähigkeit Narrative zu entwickeln, über Dinge, die in der sinnlich erfassbaren Welt nicht existieren. So entstanden Mythen, Legenden, Religionen, Philosophien, Ethik… Derartige “Geschichten” ermöglichten es, viele Menschen miteinander zu verbinden. So wurden aus kleinen Gruppen, Klans und Stämmen riesige Gesellschaften.
    Damit ist auch die Ethik kein ehernes im Menschen verankertes Gesetz, sondern eine frei erfundene Story, die uns ein einigermassen friedliches und erfolgreiches Zusammenleben ermöglichen soll. Ethik ist nichts heiliges oder anbetungswürdiges. Ethik ist praktisch, wie der “contrat social”.

    1. Detlev Six sagt:

      Das hat er gut gesagt, der Yuval, und Dalai sagt das Gegenteil. Es ist ein Ringen zwischen den Angeboren-Fans und den Erworben-Fans. Auch wenn sie sich dann später aus modischen Gründen in Essentialisten und Existenzialisten zerlegt haben. Wer hat recht? Lässt sich irgendwie beweisen, wie hoch der Anteil angeboren und der Anteil erworben ist? Diejenigen, die es am verbissensten versucht haben, waren die Zwillingsforscher, denen ich einen guten Teil meines Studiums widmen durfte. Die Ergebnisse? Hätte man auch am Samstagabend von der Lottofee ziehen lassen können.

  3. OSKAR WRAGE sagt:

    …… ” Kinder sollten Moral und Ethik lernen. Das ist hilfreicher als Religion “.
    Dies ist Teil einer religionsphilosophischen Aussage des 14. Dalai Lama von 2015 in Basel, die es bei den tibetanischen Buddisten und vor allem in den westlich-säkularen Gesellschaften zu einer bemerkenswert hohen Bedeutung gebracht hat.
    ” Ethik ist wichtiger als Religion “, diese Kernaussage und das Fazit der “Basler Rede” des Dalai Lama, war und ist bestens dazu geeignet, polarisierende Stellungnahmen und Debatten zu beflügeln.
    Allerdings : was der Dalai Lama damit keineswegs beabsichtigte, ist die grundsätzliche Infragestellung der sogenannten Hochreligionen. Dies ist sowohl aus dem Redetext, als auch dem Kontext der kompletten Rede erkennbar.
    Sowohl die Religionen, als auch die ethischen Prinzipien (Normen) werden in ihrer historischen und zeitlichen Bedeutung ohne Beschönigung der aus der Geschichte bekannten negativen Tatsachen beschrieben und definiert . Die fundamentale Aussage dieses buddistischen Religionsoberhauptes, nämlich, dass jenseits der Religionen (des Glaubens) eine allen Menschen innewohnende angeborene Ethik existiere, blieb in der Diskussion im Anschluß des Vortrages von Andreas Zach zwar ohne geklärten Konsens, eine breite Zustimmung war aber erkennbar.

  4. Crimmann sagt:

    Der Ausgangsbegriff “Religion” bedarf einer Klärung. Religion im Sinn der Mystik ist kirchenkritisch und zeitkritisch, abseits der verfassten Kirchen, Synagogen und Kalifate. Die verfassten, etablierten Religionen hingegen drohen zu Machtapparaten mit dem Ziel der Besitzstandwahrung und Besitzvermehrung zu werden. Die Welt der Religionen war oft grausam. Jesus ist an der Religion gestorben.

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