Welchen Götzen sind wir nachgelaufen, welchen hängen wir noch an?

Gott!
Götter!
Götzen!
Es ist zum Kotzen!
Unsere Sehnsucht nach
Unterwerfung ist ungebrochen.
Kein Selbstbetrug
ist uns schamlos genug.
Aus menschlichem Versagen
wird höhere Gewalt.
Aus Verantwortungslosigkeit
Schicksal.
Wann fangen wir an,
an uns selbst zu glauben?
Selbst zu denken?

 

10 Gedanken zu “Welchen Götzen sind wir nachgelaufen, welchen hängen wir noch an?

  1. Ekkehard sagt:

    Zum Götzendienst

    Vielleicht habe ich etwas falsch verstanden. Mir geht es bei dem Thema mehr um eine allgemeine Problematik, die sich zur Gefahr auswachsen kann.

    Ein kritisch geschulter Verstand wird kaum Götzen nachlaufen, vorausgesetzt er hat sie als solche erkannt. Der kritische Geist wird auch daran arbeiten sich eine fundierte Meinung zu bilden, auf die er sich stützen kann. Leider gibt es auch da paar kleine Teufelchen, die man vielleicht Voreingenommenheit nennt. Man ist so durchaus überlegen. Aber ist das das Problem?

    Da sind die anderen. Sie haben Angst, sind vielleicht verzweifelt und brauchen Hoffnung. Wer gibt die Ihnen? Schwätzer, die manipulieren wollen. Vielleicht vertreten sie Verschwörungstheorien oder sie wollen Politik machen, was viel schlimmer sein kann. Meist bieten sie zu einfache Lösungen und daran möchte der Hoffende glauben.

    Kann man dagegen angehen? An richtiger Stelle kann man es, mit klarem Verstand, Ruhe, Sachlichkeit und notwendiger Transparenz. Gerade die jetzige Krise ist dafür ein gutes Beispiel:

    Die Pandemie kam, die Bundesregierung hat gut reagiert und fast alle haben die notwendigen Einschränkungen mit Überzeugung akzeptiert. Es war vorauszusehen, dass dies nicht auf Dauer funktionieren kann. Die Ministerpräsidenten der Länder begannen regionalbedingte Lockerungsmaßnahmen zu planen, was manchmal nicht voll abgestimmt wirkte. Verwirrung im Volk kam auf und manche Journalisten fabulierten schon wieder vom Kontrollverlust der Kanzlerin. Dabei hatte man nur, nach Überwindung des Krisenhöhepunkts, die Zuständigkeiten an die Länder zurückgegeben. Dass diese in einem föderalen System regionale Unterschiede berücksichtigen, ist überdies selbstverständlich.
    Man hat allerdings versäumt, über diesen Wechsel hinreichend zu informieren.

    Gruß Ekkehard

  2. Karlheinz Raum sagt:

    Lieber Detlev
    Keine Angst – diesmal versuche ich beim Thema zu bleiben. Fangen wir von vorne an. Bei der Geburt. Leider reicht meine Erinnerung nicht aus, bis zu dem Tag, als ich das Licht dieser Welt erblickte. Es gibt aber Fachleute, die nachgewiesen haben, dass am Anfang noch alle Talente vorhanden waren. Vor allem Selbstvertrauen und Empathie. Von Sehnsucht nach Unterwerfung wurde bisher nichts berichtet. Kein Mensch beginnt mit schamlosen Selbstbetrug.
    Die höhere Gewalt lag damals wohl bei den Eltern. Deren Verantwortung ist unser Schicksal. Ein letztes Aufbäumen wird der Pubertät nachgesagt. Was uns bis dahin nicht beigebracht wurde, übernehmen wir in Eigenverantwortung – Inshallah. Vorausgesetzt, man hat es uns beigebracht. Kurz gesagt, ob wir dazu ermutigt oder entmutigt wurden. Der Rest ist unser Leben. Wenn wir mit dem Ergebnis unzufrieden sind, suchen wir nach Schuldigen oder Ersatzeltern, denen wir glauben oder vertrauen können oder wenigstens die Verantwortung zuschieben können. Das sind unsere neuen Götter, die wir anbeten und wenn etwas schief geht, war es Schicksal. Wenn es gelingt, sind wir stolz auf uns. Es kann aber auch im Horoskop, Kristallkugel oder Kaffeesatz stehen – sagt man wenigstens.
    Von da ab, kann aus dem ursprünglichen Selbstvertrauen auch Gottvertrauen werden oder der Glaube an einen Wahrsager, eines Experten oder Guru. Wir können aber auch der Technik vertrauen der Wettervorhersage, einer Lottofee oder einem liebgewonnenen, den wir dann Ehepartner, Freund oder Lebensgefährte nennen.
    Wenn Zweifel aufkommt, brauchen wir Zuversicht und Zeit, um Versäumtes oder Neues nachzulernen und zu üben. Unser Leben und das Lernen ist ja – Gott sei Dank – nicht mit dem Schulabgang beendet. Nach allgemeinen Lebenserwartungen stehen uns nach der Schule noch etwa 70 Jahre zur Verfügung. Ich lerne noch täglich, denn ich finde keine Schuldigen, die ich zur Rechenschaft ziehen kann. 1. Meine Eltern sind sie früh verstorben (noch vor meiner Pubertät) und 2. hätten sie kaum etwas davon gewusst, was ich heute lerne, denn das gab es damals noch gar nicht.
    Karlheinz Raum

    Bitte meinen Nachnamen dazu schreiben, denn vorletzte Woche hat mich einer mit Trump verwechselt.

      1. Karlheinz Raum sagt:

        Damit wir uns richtig verstehen, mit Talent ist Veranlagung gemeint. Nicht aus Ausformung. Die Fachleute sind vor allem Psychologen, Neurologen und Pädagogen, wie Z.B. A. Adler, R. Dreikurs, E.Fromm, A. Gruen, M. Spitzer, G. Hüther, R. Steiner.

        1. Detlev Six sagt:

          “…mit Talent ist Veranlagung gemeint. Nicht aus Ausformung.” Ich verstehe Deine Formulierung nicht, könntest Du das etwas näher erläutern? Geht es darum, was bei Menschen angeboren ist und was erworben? Dann wärest Du allerdings nicht bei den von Dir erwähnten Personen, sondern bei den Philosophen und der Auseinandersetzung zwischen Essentialisten und Existenzialisten und der Frage: Geht die Essenz der Existenz voraus oder geht die Existenz der Essenz voraus?

        2. Karlheinz Raum sagt:

          Für mich ist Veranlagung und Anlage ein und dasselbe. Also angeboren, vererbt, genetisch oder wie soll ich das noch besser erklären?
          Dass es keine Ausformung, Erziehung, Erwerb, Dressur, Bildung ist, habe ich ausdrücklich erwähnt. Was ist daran noch näher zu erläutern? Den Begriff Essenz kenne ich nur als Konzentrat und wird meines Wissens nicht von den mir bekannten Fachleuten für Anlage verwendet. Bahai verwenden als Erklärung ein Zitat Baha’u’llahs: Betrachte den Menschen als ein Bergwerk, reich an Edelsteinen von unschätzbarem Wert, nur die Erziehung kann bewirken, dass es seine Schätze enthüllt …

  3. Karlheinz Raum sagt:

    Mit dem letzten Satz bist du beim Glauben angelangt. Das ist meines Erachtens die Vorstufe von Wissen. Wem kannst du vertrauen, wenn du Gott ausschließt? Da bleiben ja nur die Experten übrig. Oder?

  4. Hans Zangl sagt:

    Lieber Detlev,
    du hast die Experten, aktuell die Virologen, Epidemiologen, Klimalogen vergessen. Bei vielen bin ich mir nicht sicher, ob sie das, was sie von sich geben nur glauben oder auch wissen. Wissen heißt, Zusammenhänge vollständig verstehen und erklären können. Das ist nicht ganz einfach, weil man dazu eine Vielzahl an Informationen benötigt, die man, bezogen auf ein Erkenntnisobjekt, kombinieren und daraus die richtigen Schlussfolgerungen ziehen muss. Jetzt kommen aber die großen Unbekannten. Woher weiß man erstens, welche Informationen für die Kombination erforderlich sind? Zweitens, dass die Informationen vollständig und richtig sind und drittens, ist die Erkenntnis aus der Kombination der Informationen universell oder nur sehr eingeschränkt gültig?

    Für selbständiges Denken ist der Wissensprozess aber Grundvoraussetzung. Die dafür notwendigen Informationen kann man sich aber nicht immer alle selbst beschaffen und prüfen. Also muss man sich auf die Quellen der Informationen, meist die Medien, verlassen, das ist die gesellschaftliche Arbeitsteilung. Dass viele dieser Informationen unvollständig oder sogar falsch sind ist Realität, die wir nicht ändern können.

    Wie kann, wie soll nach deiner Auffassung dann selbstständiges Denken „richtig“ gemacht werden? Ist selbstständiges Denken nicht auch das Vertrauen, dass andere, insbesondere die Politik, es für uns „richtig machen“?

    1. Detlev Six sagt:

      In der Tat entstammen die weitaus meisten Informationen nicht unserer eigenen Erfahrung, sondern fremden Quellen. Ich finde aber schon, dass sich die Qualität dieser Fremdinformationen überprüfen lässt. Dazu setze ich einen selbstgebastelten, inneren Algorithmus in Gang, der Grundsätze des investigativen Journalismus, Wahrheitstheorien der Philosophie, wissenschaftstheoretische Erwägungen und noch einige andere Prüfkriterien beinhaltet. Natürlich mache ich das nur bei wirklich wichtigen Informationen und natürlich weiß ich auch, dass ich trotzdem voll daneben liegen kann. Damit rechne ich, wichtig ist mir, dass ich heikle Informationen aus fremder Quelle mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln kritisch bewerte und nicht einfach durchflutschen lasse, nur weil eine vermeintlich große Autorität dahintersteht.

      1. Hans Zangl sagt:

        Lieber Detlev
        Ich bin voll bei Dir. Auch ich bilde mir mein Urteil über “die Welt” selbst und lasse mich nicht von sog. Autoritäten, Fachleuten, Experten, Götzen oder Gottheiten leiten und übernehme gedankenlos deren sog. Wahrheiten.Ich lasse mich nicht missionieren, zumindest versuche ich es. Aber ich kann und will auch gar nicht alles wissen und über solche Themen halte ich mich dann auch in Diskussionen zurück!

        Für die Lenkung unseres Staates haben wir Verantwortliche gewählt, weil nicht jeder Einzelne tun und lassen kann was er will. Diesen gewählten Personen bringe ich ein gewisses Vertrauen entgegen, dass sie es für uns alle einigermaßen richtig machen, weil ich selbst “nichts” mache und mir auch zu allen gesellschaftlichen Themen das umfassende Wissen fehlt. Ich kann in unserer Demokratie ja darauf hinwirken, dass andere Personen die Lenkung übernehmen oder ich steige selbst ein. Nur meckern ist zu wenig, aber meckern hat ja auch kaum etwas mit denken zu tun!

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