Wie gut können wir Freiheit aushalten?

Nicht besonders gut,
sagt Erich Fromm,
Stargast des Abends
und stellt das
Doppelgesicht der
Freiheit vor.
Für den Einzelnen
hat sich das
moralische Korsett
von Elternhaus,
Kirche, Schule, Staat
stark gelockert,
was die Philosophie
die FREIHEIT WOVON nennt
(was wollen wir nicht).
Gleichzeitig wird er
aber auch von Bindungen
frei, die ihm zuvor
Sicherheit und
ein Gefühl der
Zugehörigkeit gaben.
Weshalb ihm der
nächste Schritt,
die FREIHEIT WOZU
(was wollen wir),
nicht so richtig Spaß,
eher Angst macht.
Alles, was er jetzt
mit seiner
neuen Freiheit
machen könnte,
dazu fällt ihm
nicht viel ein oder
ist zu riskant und
die Verantwortung
trägt er auch
noch alleine.
Die Folge, die
Flucht aus der Freiheit.
Oft in das Autoritäre.
Dort muss er nicht mehr
selbst denken,
das tun andere für ihn.
Und was ist mit der
Ukraine und dem Iran?
Es ist wohl bedeutend
einfacher für die
FREIHEIT WOVON
zu kämpfen,
als sich für die
FREIHEIT WOZU
etwas einfallen
zu lassen.

 

12 Gedanken zu “Wie gut können wir Freiheit aushalten?

  1. Roland Duerre sagt:

    Zu FREIHEIT (und FRIEDEN) fällt mir zurzeit nur ein, dass ein wesentlicher Teil der zivilisierten Menschheit massiv Waffen an die Ukraine liefert. Waffen, die ihrer Natur folgend zerstören und töten. Die auch nur in der Ukraine eingesetzt werden dürfen.
    Es gilt: Je mehr Waffen, je mehr Zerstörung und mehr Tote.
    Wir sind auch dabei und hoffen, dass so unsere FREIHEIT und unser FRIEDEN bewahrt werden kann. Dumm nur, dass wir nicht in FRIEDEN und FREIHEIT leben – und nicht einmal wissen, was FREIHEIT und FRIEDEN ist.

    1. Karlheinz sagt:

      “Dummerweise” haben uns die Allierten 1945 mit Hilfe von Waffen aus der Hitler Diktatur befreit. Seitdem genieße ich diese Freiheit unter dem Schutz der UN und Nato.

  2. hans-peter kuhn sagt:

    Freiheit wollen alle und keiner kann sie!!!
    Darum gibt es die Sache der Polis, die Politik.
    Sie optimiert an der Freiheit herum.
    Unter den restriktiven Bedingungen
    Unseres Zusammenlebens.

    “Was Ihr wollt” “Wie es Euch gefällt”
    oder… “Der Widerspenstigen Zähmung”!?

  3. Ralf-Peter Crimmann sagt:

    Der Kleptomane muss stehlen, der Reifenstecher muss stechen, der Pyromane muss zünden, der Kritiker muss kritisieren, der Inquisitor muss inquirieren, der Dogmatiker muss dogmatisieren, der Herrscher muss herrschen (siehe Thomas Hobbes). Wenn es keine Freiheit gäbe, gäbe es auch keine Angst vor Freiheit. Hoffen wir, dass wir fest in der Freiheit stehen.

  4. Monica Lieschke sagt:

    Ich war nicht da am Freiheitsabend.
    Nehme mir aber die Freiheit, mich zu Detlevs und den weiteren Kommentaren hier zu äußern – natürlich mit eigenen und nicht gegoogelten Gedanken 😊
    Sorry, extended version …
    Dazu einmal ein sehr grundsätzlicher eigener Gedanke zu Karl Heinzens nicht müde werdendem – doch mich allmählich ermüdenen – Appell zugunsten „eigener Gedanken“: Inspiration für Eigenes sei erlaubt, ja gepriesen … von Erich Fromm bis Wiki und Google. Why not? Eigenes ist dadurch nicht verboten, weniges ist einfach aus sich heraus entstanden ohne Vorbilder, Lehrbeispiele und gedankliche Reibung.
    Erleuchtung und auch Erkenntnis ist es egal, w i e Du sie erlangst (zumindest meine 😉)

    Und weiter zu K-H´s Kommentaren:
    Es sind m.E. nicht primär Menschenrechte, Demokratie, Gleichheit und Liberalisierung, kurz: Freiheit/en, die unser Denken immer komplexer werden liessen, sondern die Welt an sich, die Entwicklung, die Evolution, die zunehmenden Möglichkeiten vor allem auch technischer Art und zunehmend undurchschaubar die vermehrten gegenseitigen Abhängigkeiten und Interdependenzen. Zumindest eine Überlegung wert: Die Dynamiken und Folgen der Unterdrückung sind (längerfristig) mindestens ebenso komplex und unvorhersehbar wie die der Freiheit. Immerhin fiel zu unserer Zeit (völlig unvorhersagbar) eine Mauer, andere wurden errichtet.
    Und: Lange haben sich die entstandenen Stämme, Völker und Herden nie „in Sicherheit“ wiegen können, sie waren meist seit ihrem Bestehen von Kriegen gebeutelt- und keineswegs nur Minderheiten. Unsere letzten 60 Jahre sind hier eher die Ausnahme als die Regel.

    Zuguterletzt meint K-H.: „Vielleicht wird in 10.000 Jahre ein neuer Homo unsere Überreste ausgraben und feststellen, dass wir hoch intelligente Wesen waren, die zu blöd waren, zu überleben und Brüderlichkeit erst einmal gendern mussten“.
    Das Gendern ist sicher eine mühsame und ev. entbehrliche Durchgangsstation, in deren Verlauf es gilt, neben der Brüderlichkeit auch die Schwesterlichkeit (neu) zu entdecken- oder reicht vielleicht einfach Menschlichkeit? Brüderlichkeit kann nicht gegendert werden, das müssen die Brüder erst mühsam entdecken und lernen. Ob dies einen Unterschied macht, mag am 8. März gern mit euch beleuchtet werden 😊 Wobei der Fokus n i c h t auf Gendern liegt.
    Ob uns „das Neue Denken“ retten kann, sei dahingestellt. Wenn, dann in dem Sinne, dass es ein immerwährender Prozess ist, das Denken an die (von ihm neu geschaffenen?) Entwicklungen anzupassen, neue Synapsen zu verknüpfen und auszubilden, bis diese schon wieder herausgefordert werden durch fast täglichen Wandel und gelegentliche „Zeitenwenden“. Neues Denken ist für mich eher ein Denkansatz, eine „lernende Organisation“ als ein Konstrukt.
    Last not least zu Hans-Peter (servus, ich glaub, wir kennen uns nicht):
    Nicht so klar finde ich: „Klar ist, dass Freiheitskämpfer eine bessere bessere Vorstellung des Gegners (wovon) haben, als die ihres eigentlichen Zieles (wozu).
    Um mit Kraft, Richtung, Sinn und Verve einen „Freiheitskampf“ zu führen: Reicht da ein einfaches „GEGEN“? Braucht/e es da nicht ein relativ klares Bild, eine Vision, wofür es sich zu kämpfen lohnt? Ich glaube Freiheitskämpfer hatten Visonen WOFÜR.
    Erich Fromm war so erfolgreich und viel gelesen, da er sich sehr einfach verständlich ausdrückte 😉

    1. Karlheinz sagt:

      Liebe Monica, es freut mich, dass du deine “Müdigkeit” überwunden hast und dich doch mit meinen Gedanken auseinandersetzt. Ich verlange ja nicht, dass du sie übernimmst.
      Mir haben sie geholfen, Zusammenhänge und Probleme unserer Zeit zu verstehen. Deswegen war der Abend, bei dem du abwesend warst, so anregend und wertvoll für mich und mein Kommentar ist das Ergebnis der Gedanken, die daraus entstanden sind.
      Zensur gehört zum alten Denken und ist Merkmal der Unfreiheit.

      1. Monica sagt:

        Um Zensur geht es hier nicht, das weißt Du auch.
        Wie Du ja bemerkst, regen Deine Gedanken selten zur Auseinandersetzung an. Und nicht etwa, weil sie schlecht wären.
        Es ging um einen -nicht unermüdlichen Hinweis, wie ermüdend es ist, wenn Du -indirekt – anderen Selbst- und Mitdenkenden, das eigene Denken aberklärst, indem Du wirklich jedesmal auf Google, Wiki oder eben auch “Vordenker” wie Fromm verweist als vermeintliche Denkbremsen. Traue selbst Menschen, die “Googeln” doch mehr eigenständige Gedanken zu. Und halte es selbst, wie Du willst. Alles andere wäre einfach arrogant. Unter Zensur verstehe ich jedenfalls was anderes.
        Ich bin begeistert, dass Du einen Abend einmal als anregend bezeichnest.

  5. Karlheinz sagt:

    Freiheit, ob ob sie uns bekommt und wozu sie dient, war die Frage der Woche.
    Da aber das eigene Denken gefragt ist und Erich Fromm nur als Beispiel dient, hier mein Beitrag;
    Unser Leben wird von 2 gegensätzlichen Programmen geleitet. Ob wir wollen oder nicht.
    Das eine ist die Freiheit zur Entfaltung, (Drang zur Autonomie (wofür), das andere die Ordnung zur Zugehörigkeit (Gemeinschaft, Begrenzung durch eine Ordnung – wozu). Sie schützen uns vor dem Aussterben und vom Wesen der Tiere.
    Zwischen diesen beiden Polen müssen wir ständig entscheiden. Daraus hat sich das binäre Denken entwickelt. So oder so. Da es fast immer den Weg des geringsten Widerstands folgt, haben sich daraus Herden entwickelt, die wir Stämme, Völker oder Staaten nennen. Die Gewöhnung daran erzeugte das beruhigende Gefühl der Normalität, der Sicherheit und damit überlebten unsere Vorfahren. Sie waren zufrieden und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie heute noch.
    Es gab aber auch damals schon unterdrückte Minderheiten.
    Ab dem Mittelalter haben Vordenker, wie Voltaire, Rousseau, Diderot u.a. eine Tendenz zur Freiheit entdeckt, womit zwangsläufig eine neue Ordnung verbunden sein musste. Das finden wir auch bei Schiller im Wilhelm Tell. Oder die Brüderlichlichkeit in Beethovens 9.
    Das ist der Prozess, in dem wir uns noch immer befinden. Menschenrechte, Demokratie, Gleichheit und Liberalisierung machten unser Denken immer komplexer. Für viele gilt das „sowohl als auch“ immer noch als unüberwindbar. Es erfordert ein „Neues Denken“.
    Es ist kein Zufall, dass in der Neuzeit neue Formen der Psychologie entwickelt wurden und nicht nur Fromm, sondern auch Freud, Jung, Dreikurs, Adler dem jüdischen Glauben angehörten und deswegen besonders sensibel auf Unterdrückung und Missbrauch reagierten.
    Um den Schlusssatz der Einleitung zu beantworten ist eine Umformulierung erforderlich.
    Wir kämpfen nicht für die Freiheit, sondern gegen die Unterdrückung.
    So gesehen war das Thema für mich eine Lernstunde.
    Um das Beispiel mit Detlevs „Homo sapiens“ satirisch zu ergänzen.
    Vielleicht wird in 10.000 Jahre ein neuer Homo unsere Überreste ausgraben und feststellen, dass wir hoch intelligente Wesen waren, die zu blöd waren, zu überleben und Brüderlichkeit erst einmal gendern mussten.

  6. hans-peter kuhn sagt:

    Es scheint mir, dass Herr Fromm einfaches kompliziert darstellt.

    Die Freiheit wozu, zum Beispiel zur Ausdrucksfreiheit ergibt sich logisch aus der Freiheit wovon, von Zensur. Ist doch ganz einfach!

    Oder habe ich hier einiges nicht richtig kapiert?

    Klar ist, dass Freiheitskämpfer eine bessere bessere Vorstellung des Gegners (wovon) haben, als die ihres eigentlichen Zieles (wozu).

    Vielleicht ist das der Grund aus dem Revolutionen gegen Unfreiheiten meist in neuen Hegemonien enden.

    Daraus kann ich folgern, dass wir mit der Freiheit nicht viel anfangen können.

    Freiheitskämpfer sollten Ihre Ziele eher positiv (für etwas) als negativ (gegen etwas) definieren. Das ist jedoch schwieriger.

    Habe ich Herrn Fromm jetzt verstanden???

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